Pfahl  Das Bild einer gefolterten Frau, die von einem dicken Pfahl durchbohrt war, der in ihre Fotze spießte und ihr aus dem Mund wieder herauskam. Es war der Inbegriff sexueller Besitznahme. Das Bild erregte Elena. Als Pierre sie nahm, schien es ihr, als ob das durch seinen Mast vermittelte Glücksgefühl bis in ihren Mund dränge. Sie öffnete ihn und streckte die Zunge heraus, als wollte sie seinen Schwanz gleichzeitig im Mund haben. - (nin)

Pfahl (2)  

 - N.N.

Pfahl (3)   Ich setzte mich neben Don Juan und gab ihm die Schüssel. Er sah sie an und sagte ruhig, daß die Holzkohlen zu groß seien. Er wollte kleinere, die in den Pfeifenkopf passen würden. Ich ging zum Ofen zurück und holte einige. Er nahm diese Schüssel mit Holzkohlen und stellte sie vor sich hin. Er saß mit gekreuzten Beinen. Er sah mich kurz aus den Augenwinkeln an und beugte sich nach vorn, bis sein Kinn fast die Holzkohlen berührte. Er hielt die Pfeife in seiner linken Hand und hob mit einer äußerst schnellen Bewegung seiner rechten Hand ein brennendes Stück Holzkohle hoch und legte es in den Pfeifenkopf; dann setzte er sich aufrecht hin, hielt die Pfeife mit beiden Händen, steckte sie in den Mund und zog dreimal. Er streckte mir seine Arme entgegen und flüsterte mir eindringlich zu, die Pfeife mit beiden Händen zu nehmen und zu rauchen.

Einen Augenblick dachte ich daran, die Pfeife zurückzuweisen und fortzurennen; aber Don Jüan verlangte wieder - immer noch flüsternd - daß ich die Pfeife nehmen und rauchen sollte. Ich sah ihn an. Seine Augen starrten auf mich. Aber sein Blick war freundschaftlich besorgt. Es war klar, daß ich mich vor langer Zeit schon entschieden hatte; es gab keine andere Wahl, als zu tun, was er sagte.

Ich nahm die Pfeife und ließ sie beinahe fallen. Sie war heiß! Ich nahm sie mit äußerster Vorsicht an nieinen Mund, weil ich glaubte, die Hitze würde auf meinen Lippen unerträglich sein. Aber ich spürte überhaupt keine Hitze.

Don Juan forderte mich auf zu inhalieren. Der Rauch zog in meinen Mund und schien dort zu kreisen. Er war schwer! Es war, als hätte ich den Mund voller Teig. Dieser Vergleich kam mir, obwohl ich noch nie einen Mund voller Teig gehabt hatte. Der Rauch war wie Menthol, und das Innere meines Mundes fühlte sich plötzlich kalt an. Es war ein erfrischendes Gefühl. »Noch-mal! Nochmal!« hörte ich Don Jüan flüstern. Ich fühlte den Rauch frei in meinen Körper eindringen, fast ohne mein Zutun. Don Jüan mußte mich nicht mehr auffordern. Mechanisch inhalierte ich weiter.

Plötzlich beugte sich Don Juan vor und nahm mir die Pfeife aus den Händen. Er klopfte die Asche leicht auf die Schüssel mit der Holzkohle, dann befeuchtete er seine Finger mit Speichel und rieb an der Innenseite des Pfeifenkopfcs, um ihn zu reinigen. Mehrere Male blies er in das Mundstück. Ich sah ihn seine Pfeife in den Beutel zurücklegen. Ich beobachtete ihn interessiert. Als er die Pfeife gereinigt und weggelegt hatte, starrte er mich an, und ich merkte zum ersten Mal, daß mein Körper betäubt war. Mein Gesicht fühlte sich schwer an, und meine Kiefer schmerzten. Ich konnte meinen Mund nicht schließen und auch keinen Speichel bilden. Mein Mund war schmerzhaft trocken, und doch war ich nicht durstig. Ich begann, eine ungewöhnliche Hitze an meinem Kopf zu spüren. Eine kalte Hitze! Mein Atem schien in meine Nasenlöcher und die Oberlippe einzuschneiden, jedesmal wenn ich ausatmete. Aber es brannte nicht; es schmerzte wie ein Stück Eisen.

Don Juan setzte sich rechts neben mich, und ohne sich zu bewegen, drückte er den Pfeifenbeutel auf den Boden, als wollte er ihn mit Gewalt am Boden halten. Meine Hände waren schwer. Meine Arme sanken herab und zogen die Schultern mit. Meine Nase lief. Ich rieb sie mit dem Handrücken, und meine Oberlippe wurde weggerieben! Ich rieb mein Gesicht, und das Fleisch wurde weggerieben! Ich schmolz! Ich glaubte, daß mein Fleisch tatsächlich schmolz. Ich sprang auf die Füße und versuchte, mich an etwas festzuhalten, irgend etwas, worauf ich mich stützen konnte. Ich empfand Furcht, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Ich klammerte mich an einen Pfahl, der auf dem Boden in der Mitte von Don Jüans Zimmer stand. Ich blieb dort einen Augenblick, dann drehte ich mich, um ihn anzusehen. Er saß noch immer reglos, hielt die Pfeife und starrte mich an. Mein Atem war schmerzhaft heiß (oder kalt?). Er würgte mich. Ich beugte meinen Kopf nach vorn, um ihn auf den Pfahl zu legen, aber offensichtlich verfehlte ich ihn, und mein Kopf glitt weiter nach unten an dem Pfahl vorbei. Als ich den Boden fast berührte, zog ich mich wieder hoch. Der Pfahl stand dort direkt vor meinen Augen! Wieder versuchte ich, meinen Kopf auf ihn zu legen. Ich versuchte mich zu beherrschen und genau zu beobachten, und ich hielt meine Augen offen, während ich mich vorbeugte, um den Pfahl mit meiner Stirn zu berühren. Er war einige Zentimeter vor meinen Augen, aber als ich meinen Kopf dagegen lehnte, hatte ich das sehr sonderbare Gefühl, ihn zu durchbohren.

In einem verzweifelten Versuch nach einer vernünftigen Erklärung kam ich darauf, daß meine Augen die Entfernung verzerrten und daß der Pfahl drei Meter entfernt gewesen sein mußte, obwohl ich ihn direkt vor meinem Gesicht sah. Dann dachte ich mir einen vernünftigen Weg, die Lage des Pfahls zu prüfen. Ich begann, mich mit kleinen Schritten seitlich um den Pfahl herum zu bewegen. Ich dachte mir, wenn ich so um den Pfahl herumging, könnte ich unmöglich einen Kreis von mehr als anderthalb Meter im Durchmesser beschreiben; wenn der Pfahl wirklich drei Meter von mir entfernt oder außerhalb meiner Reichweite war, mußte ein Augenblick kommen, in dem ich ihm meinen Rücken zukehrte. Ich war sicher, daß der Pfahl in diesem Augenblick verschwinden müßte, weil er tatsächlich hinter mir sein würde. Dann umkreiste ich den Pfahl, aber er blieb vor meinen Augen, während ich um ihn herumging. In einem Wutanfall packte ich ihn mit beiden Händen, aber, meine Hände gingen durch ihn hindurch. Ich griff in die Luft. Sorgfältig schätzte ich die Entfernung zwischen dem Pfah] und mir selbst. Ich dachte, es müsse ein Meter sein. Das heißt, meine Augen nahmen es als einen Meter wahr. Einen Augenblick lang spielte ich mit der Wahrnehmung der Entfernung, drehte meinen Kopf von Seite zu Seite und sah abwechselnd mit jedem Auge den Pfahl und dann den Hintergrund an. So wie ich die Entfernung beurteilte, war der Pfahl eindeutig vor mir, vielleicht einen Meter entfernt. Ich streckte die Arme aus, um meinen Kopf zu schützen und stürzte mit aller Kraft auf ihn ein. Es war die gleiche Empfindung - ich ging durch den Pfahl. Diesmal landete ich auf dem Boden. Ich stand wieder auf. Und das Aufstehen war vielleicht das Ungewöhnlichste, was ich in dieser Nacht tat. Ich dachte mich auf! Um aufzustehen, gebrauchte ich nicht meine Muskeln und mein Knochenskelett, wie ich es gewöhnlich tue, denn ich hatte die Beherrschung über sie verloren. Ich wußte es in dem Augenblick, als ich zu Boden fiel. Aber meine Neugier hinsichtlich des Pfahls war so groß, daß ich mich in einer Art Reflexhandlung »hochdachte«. Und bevor mir völlig klar war, daß ich mich nicht bewegen konnte, stand ich auch schon.  - Carlos Castaneda, Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens. Frankfurt am Main 1980

 

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