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An der École des Baccalauréats, einer stinkenden Schule in der Rue
de Passy, in der Unterprima, war meine Position glänzender. In sich und an sich;
vor allem, weil ich dort in einem schäbigen Rahmen steckte, den ich mühelos
überschauen konnte: auf allen Stockwerken Abortgeruch, lepröse Mauern, wo man
sich Krankheiten holen konnte, ein Schulhof, den man unmöglich erwähnen kann,
ohne seine glänzende Abwesenheit zu vermerken, ein ungewöhnlich lebloser Direktor
mit der groben Gewöhnlichkeit eines Suppenverkäufers, Lehrer, von denen mir
nur ein einziges Exemplar in Erinnerung blieb, doch kann ich ohne Umschweife
versichern, daß sie alle durch die Bank schmierig waren, blasse Schüler bunt
zusammengewürfelter Provenienz, unter anderen ein Rumäne (mit einem in dem zu
jungen Gesicht deplaziert wirkenden Anthrazitschnurrbart, mit Leichenbittermiene
unter der Melone, die überhaupt nicht zu dem völlig verschlissenen Anzug paßte),
ein Rotschopf, der sich mit Zyperngras parfümierte und immer versuchte, mich
am Hintern zu fassen. - Michel Leiris, Die Spielregel I. Streichungen. München 1982
(zuerst 1948)
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