endeluhr Gegenüber
den Karmelitern in Prag, Herr Oberlajtnant, hat ein gewisser Herr Jenom vor
Jahren ein Geschäft mit Kaninchen und andern Vögeln gehabt. Der hat sich eine
Bekanntschaft mit der Tochter vom Buchbinder Bilek gemacht, Der Herr Bilek hat
diese Bekanntschaft nicht leiden wolln und hat auch öffentlich im Wirtshaus
erklärt, daß, wenn Herr Jenom um die Hand seiner Tochter anhalten möcht, daß
er ihn die Stiegen hinunterwirft, daß es die Welt nicht gesehn hat. Drauf hat
der Herr Jenom ausgetrunken und is doch zum Herrn Bilek gegangen, was ihn im
Vorzimmer mit einem großen Messer empfangen hat, womit sie den Buchrand beschnitten
ham, was ausgesehn hat wie ein Mordwerkzeug. Er hat ihn angebrüllt, was er hier
will, und in diesem Augenblick hat Ihnen der Herr Jenom so stark gefurzt,
daß die Pendeluhr an der Wand stehngeblieben is. Der Herr Bilek hat zu lachen
angefangen, hat ihm gleich die Hand gereicht und war nur lauter: ‹Bitte, kommen
Sie weiter, Herr Jenom — bitte, setzen Sie sich — am Ende ham Sie sich nicht
bemacht — ich bin ja nicht so ein böser Mensch, es is wahr, daß ich Sie hab
herauswerfen wolln, aber jetzt seh ich, daß Sie ein ganz angenehmer Herr sind,
Sie sind ein Original. Ich bin Buchbinder und hab
viele Romane und Geschichten gelesen, aber in keinem Buch hab ich gelesen, daß
sich ein Bräutigam so vorstelln möcht.› Er hat dabei gelacht, daß er sichn Bauch
gehalten hat und hat Ihnen voller Freude gesagt, daß es ihm vorkommt, wie wenn
sie sich seit ihrer Geburt kennen möchten, wie wenn sie Brüder wären, er hat
ihm gleich eine Zigarre gebracht, hat um Bier und Würstl geschickt, hat die
Frau gerufen und hat ihr ihn mit allen Einzelheiten von diesem Furz vorgestellt.
Die Frau hat ausgespuckt und is weggegangen. -
Jaroslav Hašek, Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Reinbek bei 1969
(zuerst 1920 - 1923)
|
||
|
||