artyleute    »Wirklich gute Menschen wie ich sind in Ordnung, und wirklich schlechte Leute wie du sind auch in Ordnung. Schlimm sind die Scheinheiligen in beiden Lagern. Du würdest sie die Sünder mit der weißen Weste nennen. Sie sind wahllos in ihren Lastern. Es sind eben einfach Partyleute, wenn du verstehst, was ich meine.« »Ich verstehe«, sagte Hunter. »Sie müssen eine Party geben, um sich Mut zu machen. Und dahinter steht eine Art Ich-will-wenn-du-willst-Haltung. Massenproduktion mittelmäßiger Sünden.«

»Die Frauen sind meist von Eitelkeit und Konkurrenzdenken beherrscht«, sinnierte Meg. »Davon und von billigem Schnaps. Diese Frauen geben beinahe oder tatsächlich alles auf, um einen Mann zu halten, selbst wenn er ihnen zum Hals heraushängt. Sie sind so geartet, daß sie es einfach nicht ertragen können zu sehen, wie eine andere den armen Verführten über den Tanzboden zieht. Da läuft ihnen die Galle über.«   - (goetter)

Partyleute (2)

- Tomi Ungerer

Partyleute (3) Leute aller Arten waren dort im Garten versammelt, mit dem richtigen Lächeln und den richtigen Antworten, den aufgesetzten Gesichtern, da waren Ärzte, Anwälte, Sänger, Schauspieler, Produzenten, Kuppler, Wucherer, Schieber. Alle gebräunt und mit Sonnenbrillen. An jener Küste war jedermann gebräunt, das wirst du verstehen, bei dem Klima und den Stränden. Während der Parties bekam ich Lust, mir das Haus der Fuzzis von außen anzusehen, denn es war ein schönes Haus im Präriestil. Aber kaum stand ich draußen, um es mir anzusehen, da erschien auch der eine oder andere Gebräunte: »Na, wie geht's? Was machst du?« Da wurden die passenden Antworten nötig, mir durfte weder ein ungewöhnlicher Satz noch ein Wort entwischen, das nicht auf Anhieb zu verstehen war, sonst waren sie verstimmt. Jetzt rede ich, wie mir der Schnabel gewachsen ist, was unmöglich wäre dort unter den vom Himmel Gesegneten.  - Gianni Celati, Die Geschichte des Models. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001

Partyleute (4)

- Guido Crepax

Partyleute (5)  Die Party fand weit draußen statt, fast an der Grenze nach Maryland. Unter den Anwesenden traf Profane einen von Devil's Island entwichenen Häftling, der unter dem Pseudonym Maynard Basilisk nun unterwegs war zur Universität von Vassar, wo er Vorlesungen über Bienenzucht halten wollte; einen Erfinder, der seinen siebenundzwanzigsten ablehnenden Bescheid durch das amerikanische Patentamt feierte - diesmal handelte es sich um ein Münzbordell für Bus- und Bahnstationen, das er einem kleinen Kreis von Tyrosemiophilen (Sammlern französischer Käseschachteln) mit Blaupausen und Gesten erklärte -; die Tyrosemiophilen hatte Iago von ihrem Jahreskongreß hierher mitgebracht. Eine sanfte Pflanzenärztin, deren Wiege auf der Insel Man gestanden hatte und die sich von den anderen dadurch unterschied, daß sie der einzige Mensch auf der Welt war, der nur manisch sprach und sich deshalb mit niemandem unterhalten konnte; einen arbeitslosen Musikwissenschaftler namens Petard, der sein Leben der Suche nach Vivaldis verschollenem Konzert für Rohrflöte gewidmet hatte, auf das ihn zuerst ein gewisser Squasimodo aufmerksam machte, ein ehemaliger Beamter unter Mussolini, der jetzt betrunken unter dem Klavier lag, der nicht nur wissen wollte, daß gewisse faschistische Musikliebhaber es aus einem Kloster gestohlen hatten, sondern der sich sogar zwanzig Takte aus dem langsamen Satz merken konnte, die Petard nun, durch die Partygäste auf und ab gehend, auf einer Rohrflöte aus Plastik spielte; und andere »interessante« Leute. Profane, der nichts anderes wollte als schlafen, sprach mit keinem von ihnen. Im Morgengrauen wachte er auf; er lag in lagos Badewanne, und vor ihm kicherte eine Blonde, die nichts trug als eine weiße Matrosenmütze und ihn aus einer riesigen Kaffeekanne mit Whisky übergoß. Profane gerade, seinen Mund zu öffnen und ihn in den Whiskystrahl zu halten.  - (v)

Partyleute (6) Kiffer und Schlucker drängeln sich schamlos um die Büfetts und in die Küchen, durchstöbern Schränke, lecken Kasserollen aus. Eine Nacktbadepartie schnürt im Gänsemarsch in Richtung Strandtreppe vorbei. Gastgeber Raoul schweift mit einem riesigen Stetson, einem Tom-Mix-Hemd, einem Paar Sechsschusser und einem Percheron-Pferd am Zügel durch die Räume. Das Pferd äpfelt auf den Buchara-Teppich und einen lang hingeschlagenen Gast. Völlig diffus das Ganze, ohne Brennpunkt, bis plötzlich die Kapelle einen sarkastischen Tusch losläßt und der finsterste Kleiderschrank eintritt, den Slothrop jemals außerhalb eines Frankensteinfilms gesehen hat. Er trägt einen weißen Zoot-Anzug mit messerscharfen Bügelfalten und einer langen goldenen Uhrkette, die blitzende Wellen wirft, als er den Raum mit einem mißmutigen Blick für jedermann durchquert - unverkennbar in Eile, aber alle anwesenden Körper und Gesichter taxierend, wobei sein Kopf methodisch und ein wenig Unheil-schwanger hin und her pendelt. Zuletzt bleibt er vor Slothrop stehen, der selber gerade eine Shirley Temple abzieht.

«Du.» Ein Zeigefinger von Maiskolbengröße einen Zoll vor Slothrops Nase.

«Na klar», Slothrop läßt eine Maraschinokirsche auf den Teppich fallen und zerquetscht sie, als er einen Schritt zurücktritt, «ich bin's, wer sonst. Um was es auch geht. Um was geht's überhaupt?»  - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei Hamburg 1981

Partyleute (7)

Party Leute

 

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