»Die Frauen sind meist von Eitelkeit und Konkurrenzdenken beherrscht«, sinnierte
Meg. »Davon und von billigem Schnaps. Diese Frauen geben beinahe oder tatsächlich
alles auf, um einen Mann zu halten, selbst wenn er ihnen zum Hals heraushängt.
Sie sind so geartet, daß sie es einfach nicht ertragen können zu sehen, wie
eine andere den armen Verführten über den Tanzboden zieht. Da läuft ihnen die
Galle über.« - (
goetter
)
-
Gianni Celati, Die Geschichte des Models. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
Partyleute (4)
- Guido Crepax
Partyleute (5)
Die Party fand weit draußen statt, fast an der Grenze nach Maryland. Unter
den Anwesenden traf Profane einen von Devil's Island entwichenen Häftling, der
unter dem Pseudonym Maynard Basilisk nun unterwegs war zur Universität von Vassar,
wo er Vorlesungen über Bienenzucht halten wollte; einen Erfinder, der seinen
siebenundzwanzigsten ablehnenden Bescheid durch das amerikanische Patentamt
feierte - diesmal handelte es sich um ein Münzbordell für Bus- und Bahnstationen,
das er einem kleinen Kreis von Tyrosemiophilen (Sammlern französischer Käseschachteln)
mit Blaupausen und Gesten erklärte -; die Tyrosemiophilen hatte Iago von ihrem
Jahreskongreß hierher mitgebracht. Eine sanfte Pflanzenärztin, deren Wiege auf
der Insel Man gestanden hatte und die sich von den anderen dadurch unterschied,
daß sie der einzige Mensch auf der Welt war, der nur manisch sprach und sich
deshalb mit niemandem unterhalten konnte; einen arbeitslosen Musikwissenschaftler
namens Petard, der sein Leben der Suche nach Vivaldis verschollenem Konzert
für Rohrflöte gewidmet hatte, auf das ihn zuerst ein gewisser Squasimodo aufmerksam
machte, ein ehemaliger Beamter unter Mussolini, der jetzt betrunken unter dem
Klavier lag, der nicht nur wissen wollte, daß gewisse faschistische Musikliebhaber
es aus einem Kloster gestohlen hatten, sondern der sich sogar zwanzig Takte
aus dem langsamen Satz merken konnte, die Petard nun, durch die Partygäste auf
und ab gehend, auf einer Rohrflöte aus Plastik spielte; und andere »interessante«
Leute. Profane, der nichts anderes wollte als schlafen, sprach mit keinem von
ihnen. Im Morgengrauen wachte er auf; er lag in lagos Badewanne, und vor ihm
kicherte eine Blonde, die nichts trug als eine weiße Matrosenmütze und ihn aus
einer riesigen Kaffeekanne mit Whisky übergoß. Profane gerade, seinen Mund zu
öffnen und ihn in den Whiskystrahl zu halten. -
(v)
Partyleute (6) Kiffer und Schlucker drängeln sich schamlos um die Büfetts und in die Küchen, durchstöbern Schränke, lecken Kasserollen aus. Eine Nacktbadepartie schnürt im Gänsemarsch in Richtung Strandtreppe vorbei. Gastgeber Raoul schweift mit einem riesigen Stetson, einem Tom-Mix-Hemd, einem Paar Sechsschusser und einem Percheron-Pferd am Zügel durch die Räume. Das Pferd äpfelt auf den Buchara-Teppich und einen lang hingeschlagenen Gast. Völlig diffus das Ganze, ohne Brennpunkt, bis plötzlich die Kapelle einen sarkastischen Tusch losläßt und der finsterste Kleiderschrank eintritt, den Slothrop jemals außerhalb eines Frankensteinfilms gesehen hat. Er trägt einen weißen Zoot-Anzug mit messerscharfen Bügelfalten und einer langen goldenen Uhrkette, die blitzende Wellen wirft, als er den Raum mit einem mißmutigen Blick für jedermann durchquert - unverkennbar in Eile, aber alle anwesenden Körper und Gesichter taxierend, wobei sein Kopf methodisch und ein wenig Unheil-schwanger hin und her pendelt. Zuletzt bleibt er vor Slothrop stehen, der selber gerade eine Shirley Temple abzieht.
«Du.» Ein Zeigefinger von Maiskolbengröße einen Zoll vor Slothrops Nase.
«Na klar», Slothrop läßt eine Maraschinokirsche auf den Teppich fallen und
zerquetscht sie, als er einen Schritt zurücktritt, «ich bin's, wer sonst. Um
was es auch geht. Um was geht's überhaupt?» - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
Partyleute (7)
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