appkarton Er sah die rechte Tragfläche des Flugzeugs fast über seinem Kopf, sie neigte sich unerklärlicherweise; die Turbinen hatten einen anderen Klang, der Absturz ins Meer geschah beinah senkrecht. Im vollen Lauf eilte er den Hügel hinunter, stieß gegen Felsen und riß sich einen Arm an den Dornen auf. Die Insel verbarg ihm die Absturzstelle, aber er kürzte ab, noch ehe er den Strand erreichte, rannte quer über die ersten Ausläufer des Hügels und kam zum kleineren Strand. Hundert Meter vor ihm versank das Heck des Flugzeugs in einem vollkommenen Schweigen. Marini nahm Anlauf und warf sich ins Meer. Er wartete, daß das Flugzeug treiben würde, aber nichts war zu sehen außer der weichen Linie der Wellen und einem Pappkarton, der absurderweise in Nähe der Absturzstelle schaukelte. Als es fast keinen Sinn mehr hatte, weiterzuschwimmen, tauchte eine Hand aus dem Wasser auf, nur einen Augenblick, doch lang genug, daß Marini die Richtung ändern konnte. Er tauchte unter, bis er den Mann am Haar zu packen bekam.
Dieser klammerte sich mit aller Kraft an ihn und trank mit heiserem
Laut die Luft, die Marini ihn atmen ließ, ohne ihm zu nahe zu kommen. Indem
er ihn langsam hinter sich her zog, gelang es ihm, ihn ans Ufer zu bringen.
Als er den weißgekleideten Körper auf den Sand legte, blickte er in ein
Gesicht voller Schaum, in das der Tod sich bereits eingenistet hatte. Blut
trat aus einer riesigen Wunde am Hals. Was konnte die künstliche Beatmung
noch helfen, wenn die Wunde sich nach jedem Zusammenziehen
ein wenig mehr zu öffnen schien und wie ein abstoßender Mund
war, der nach Marini rief, ihn aus seinem kleinen Glück so weniger auf
der Insel verbrachten Stunden reißend und unter Gurgeln
ihm etwas zuschreiend, das er nicht mehr hören konnte? Im vollen Lauf kamen
Klaios' Söhne und hinter ihnen die Frauen. Als Klaios erschien, umstanden
die jungen Leute den auf dem Sand liegenden Körper, ohne zu begreifen,
wie er noch die Kraft gehabt hatte, ans Ufer zu schwimmen und verblutend
sich bis hierher zu schleppen. »Schließ ihm die Augen«, bat weinend eine
der Frauen. Klaios schaute aufs Meer und suchte nach einem anderen Überlebenden.
Aber sie waren wie immer allein auf der Insel, und der Leichnam mit den
offenen Augen war das einzige Neue zwischen ihnen und dem Meer. -
Julio Cortázar, Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am
Main 1998
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