Panzerpferdchen   Der Geisterläufer hielt inne und sprach zu seinem Weggenossen: »Gestern sind wir wie gewöhnliche Fußwanderer einhergezottelt, von heute an werden wir Beine machen und meinen Laufzauber benutzen. Wir schaffen dann täglich unsere achthundert Li. Nun binde dir dein Bündel hübsch fest auf den Buckel und gib acht, daß du es unterwegs nicht verlierst.«

Er schnallte ihm mit Bedacht gleich zwei Paar Panzerpferdchen an, hauchte seine Füße an und sagte seinen Zauberspruch her. Gleich darauf holten die Beine des Eisernen Büffels zu Riesenschritten aus und trugen ihn im Fluge wie auf einer jagenden Wolke davon,

»Haha! Heute soll er lernen, was Hunger und Durst heißt!« kicherte der Gcisterläufer hinter ihm her. Er schnallte sich gleichfalls vier Panzerpferdchen an und sauste ihm nach.

Der Eiserne Büffel, dem die Natur des Laufzaubers bisher fremd war, hatte geglaubt, es ginge dabei genau so gemütlich zu wie beim gewöhnlichen Laufen. Nun aber spürte er es um die Ohren sausen und brausen, Häuser und Bäume sah er voruberflitzcn, und die Füße fühlte er so leicht dahingleiten, als ob es nicht über festen Boden, sondern über eine lockere Nebelschicht ginge. Und er bekam es mit der Angst zu tun. Gar zu gern hätte er haltgemacht. Aber seine Beine dachten gar nicht daran, ihm zu gehorchen, sondern setzten, als ob sie selbständige, von seinem Willen unabhängige Lebewesen wären, ihre rasende Tätigkeit fort. Was half es, daß er sie >Vätcrchen< und >Gebieter< titulierte und sie beschwor innezuhalten; Sie jagten ohne Rast und Ruh weiter. Mit schmerzlichem Bedauern sah er die Winkflaggcn verlockender Schenken vorüberfliegen. Wie gern wäre er eingekehrt! - Seine unbotmäßigen Beine erlaubten es nicht. Sein Magen knurrte, seine Kehle brannte, sein Atem ging keuchend und stoßweise, sein Körper drohte sich in kochende Schweißbäche aufzulösen. Und so mußte er den ganzen langen Tag aushaken, bis sich endlich der rote Sonnenball zum westlichen Horizont neigte; da hörte er von hinten die Stimme seines Kameraden: »Freundchen, warum hast du dir denn unterwegs nichts zu beißen gekauft?« Es klang wie Hohn.

»Hilfe, großer Bruder! Der Eiserne Büffel kommt um vor Hunger und Durst!« ächzte er.

Der Geisterläufer langte aus seiner Brusttasche ein paar Stück trockenen Gebäcks und verzehrte sie in aller Ruhe vor seinen Augen.

»Gebt mir auch einen Bissen ab!« flehte der Eiserne Büffel. Sein Kamerad hielt ihm einen Happen hin, aber er kam nicht zum Zufassen, immer war ein Klafter Abstand zwischen seinen ausgestreckten Fingerspitzen und dem Happen. »Haltet an, liebster bester großer Bruder, haltet an!« bat er verzweifelt.

»Merkwürdig, heute scheint an meinem Laufzauber etwas nicht in Ordnung zu sein. Meine beiden Füße wollen auch nicht parieren«, bemerkte der Geisterläufer. »Ei weh! Dann werde ich womöglich noch zur Axt greifen und mir diese verdammten Ausreißer abhacken müssen!« »Wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben. Sonst wirst du am Ende noch bis nächstes Jahr so weiter rennen.« »Nun treibt Ihr gar noch Hohn mit mir! Das ist doch nicht zum Lachen, wenn ich mir meine Fuße abhacken soll!«   - (raub)

Pferdchen

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