alastwohnung Liliencron
war damals Leutnant und hatte eine sehr unkomfortable Dienstwohnung im
Neuen Palais in Potsdam. Er beschrieb seinem Freunde Ernst Freiherrn von
Seckendorff seine elende Behausung und wie er über die häßlichen Dinge
seiner Umgebung hinweg in die freie Natur zu schauen pflegte. „Meine
Stube besteht aus fünf Waschtischen, groß, klein, für Leute, für
Offiziere, überhaupt jegliche Art von Waschtischen. Den größten habe ich
mir zum Schreibtisch erkoren und eingerichtet; sonst ein
Kleiderschrank, zwei sehr gebrechliche Stühle, eine nicht
verschließbare, in allen Fugen krachende Kommode und ein Feldbett (NB!
in dem ich trotz Milliarden Wanzen herrlich schlafe). Vor dem Fenster,
welches ein ceU de bceuf ist, hängt ein zerrissener halber Kaffeesack
als Rouleau (sie!!!); er bedeckt nur zur Hälfte das ceil de bceuf. Dann
ein elegantes, gemietetes Klavier und ein tauber Spiegel, und Du hast
die pompöse Zimmereinrichtung eines Leutnants in S. M. Schloß Neues
Palais. Ich wohne im zweiten Stock und habe als erste Aussicht einen
Hof, mit (Vergebung) Pissoir der Mannschaften, kronprinzlichen
Lakaienwohnungen (die sich ewig streiten, die Lakaien nämlich) und der
Kantine, aus der ein ewiger Duft von altem Käse und verdorbener Milch
bis zu mir heraufsteigt. Aber über diesen Augiasstall sehe ich hinweg in
Park, Wald, Feld und Wiese und Himmel, und das ist sehr angenehm; ich
rücke meinen Stuhl so weit vom Fenster, daß ich nichts vom Hofe sehe,
sondern nur Gottes freie Natur." - Detlev von Liliencron,
nach (je)
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