Oval   Die Strahlen der Sonne bewegen und krümmen sich, sie biegen sich zueinander, sie bilden jetzt ein längliches Oval, aber man kann nur die obere Hälfte des Ovals sehen. Wir laufen jetzt den flachen, oberen Teil des Hügels entlang, wir schwitzen beide und sind außer Atem. Feuerbach atmet schwer, keucht und zittert. Es könnte sein, daß auch er nicht ganz gesund ist, vielleicht ist er krank, vielleicht sind wir beide krank. In letzter Zeit geht es mir sehr schlecht.

Die Sonne sieht aus wie eine feurige Öffnung inmitten eines großen Ovals, von dem man nur die obere Hälfte sieht, der obere Teil der oberen Hälfte verliert sich im dämmrigen Himmel. Rote Wolken ziehen über der roten Sonnenöffnung vorbei, eine der Wolken sieht aus wie die Hl. Jungfrau Maria, die ich heute zeichnen wollte. Die Sonne sieht aus wie eine feurige Öffnung in der Mitte eines strahlenden Ovals, das wie ein riesenhaftes Tor in der Landschaft steht. Das Licht wird immer schwächer, die Strahlen bewegen und krümmen sich, die riesenhafte längliche ovale Form wirkt organisch, sie scheint zu leben und bewegt sich. Wir kommen immer näher. Wir kommen immer näher an die riesige, feurige Öffnung, über der eine Wolke schwebt, die aussieht wie die Jungfrau Maria. Wir sind jetzt so nahe, daß ich die obere Hälfte nicht mehr sehen kann, der Geruch ist schrecklich unangenehm, die feuchte Hitze und der unangenehme Geruch machen mich krank, ich fühle mich krank. Die feuchtheiße Luft zieht auf die rote Sonne zu. Mir ist, als würde ich eine leicht saugende Bewegung spüren, die von dem riesigen Organ ausgeht, über dem die Wolke mit der Madonna schwebt. Ich fühle deutlich eine saugende Bewegung aus der Richtung des leuchtenden Ovals. Ich versuche, nur auf die Madonna zu sehen. Mir ist heiß, der Schweiß rinnt mir in Strömen über meinen Körper. Der roten Öffnung entströmt ein scheußlicher Geruch. Ich zittere am ganzen Körper. Ich bin erschöpft und krank. Ich muß mich anstrengen, um auf gleicher Höhe mit Feuerbach zu bleiben. Die Hl. Jungfrau ist fast nicht mehr zu sehen, ich sehe nur noch das rote, riesige Loch. Das leuchtende, saugende Organ überdeckt den halben Himmel. Wir sind ihm ganz nahe. Jetzt ist Feuerbach vor mir, einige Schritte vor mir läuft er das letzte Stück auf das wahnsinnig große, zuckende Loch zu, er läuft sehr schnell, obwohl er schwer krank ist, das Organ scheint ihn anzusaugen. Das schmatzende riesige, feurige Organ saugt Feuerbach und mich an. Die Hl. Jungfrau ist verschwunden. Je näher ich an das Loch komme, desto mehr scheint es zu verschwinden, ich weiß, daß wir nicht mehr viel Zeit haben. Ich laufe schneller, sonst erreiche ich es nicht mehr. Meine Kraft ist aufgebraucht, ich keuche, sauge die kochend heiße Luft ein und nehme keine Rücksicht auf meine Krankheit. Ich renne, so schnell ich kann und hole Feuerbach ein. Es ist ganz dunkel.

Wir rennen auf das wahnsinnig große, rotleuchtende Loch zu und das Loch saugt uns an und schmatzt und zuckt, es wird so groß, daß man den oberen Rand am Himmel gar nicht mehr erkennen kann. Wir rennen wie wahnsinnig auf das fürchterlich schmatzende Organ zu. Das Organ saugt uns in sich hinein. Ich höre, wie Feuerbach zur Madonna betet, Feuerbach bittet die Mutter Gottes um Beistand, er betet laut, während er rennt. Er keucht und schreit. Wir sind nur noch ein paar Schritte von dem scheußlichen Loch entfernt, ein unerträglicher Gestank umgibt uns. Ich höre, wie Feuerbach schreit und betet. Ich höre Feuerbach schreiend zur Madonna beten, im Laufen beten wir brüllend zur Madonna. Die Hitze versengt uns, zur Jungfrau Maria brüllen wir um Gnade und Vergebung und rennen brüllend in das feurige, zuckende, riesenhafte, wahnsinnige, heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns, rote, saugende, feuchte, Jesus, Herr Jesus, steh mir bei steh meiner armen Seele bei o Herr Jesus, schmatzende..............................  - Peter Pongratz: Sonnenuntergang, in (schrec)

 

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