rthopädie   An der Ecke, wie auch an der gegenüber dem Gang, dem eigentlichen Ende der Galerie, hat sich ein Orthopäde und Verfertiger von Bruchbändern niedergelassen, der für sein wunderliches Gewerbe an diesen zwei Läden nicht zuviel hat. Man muß nur gesehen haben, wie er, neben der Champagnerhandlung, schöne hölzerne Gliederhände und solche aus einem Stück zur Schau stellt. Und Stöcke und Krücken, Schropfköpfe und Stifte gegen Migräne.-Außerdem - man erkläre mir diese Bluttat - zwei abgehackte Hände in einem Bidet. Bruchbänder für die verschiedensten Hernien, einfache und doppelte, mit ihren von einem Schenkelriemen mit Stahlfeder gehaltenen Druckkissen, Bruchbänder für Erwachsene und solche für Kinder. In dem Laden am Ende des Gangs findet man alle diese wesentlichen Dinge wieder, und viele andere dazu: Gummistriimpfe, Strümpfe gegen Krampfadern, Schlüpfer, Irrigatoren, Spülkannen mit Blümchen, Hüftgürtel für Frauen, rosa, rote, weiße, aus Gummi, aus Seide und aus Drillich, Klistierspritzen, -pumpen und -schläuche, Apparate für Dampfkuren, Kanülen, Frauenduschen, Heizkissen, Wärmflaschen, Gefäße zum Augenbaden, Reagenzgläser und Gläser mit Gradeinteilung, Glasröhrchen usw., und eine Reklame für das Sanatorium Renée Maubel. Ein Schild preist in drei Sprachen an:

Eine kuriose Pracht, ein unerhörter Luxus entfaltet sich plötzlich vor unseren Augen: hier gibt es Bruchbänder für sonntags. Auf gleicher Höhe wie die Druckkissen tritt die Kunst auf den Plan: ornamentale Motive, ja sogar ein Gladiatorenkopf in Gold und Silber auf rotem Leder. Der Bruchleidende dürfte dem Vergnügen nicht widerstehen können, diesen intimen und barbarischen Schmuck anderen von Zeit zu Zeit zu zeigen. In diesem Bazar voller Absonderlichkeiten hängt ein kleines goldenes Skelett, einzig und allein aus Teilen bestehend, die menschlicher Erfindungsgeist dem Werk Gottes zu substituieren vermag, ohne dessen sinnvolle Ordnung zu zerstören: er ist fast vollkommen, dieser metallene und glänzende Gnom, dieses Schema unsererselbst. Und seht doch nur, wie man uns rechts und links von ihm die antiken Götter modernisiert hat: zwei kleine bemalte Statuetten mit rosa Haut und schwarzen Haupt- und Achselhaaren stellen Apollo und Vulkanus dar. Doch ist der eine am Arm, der andere am Bein, dieser am Kopf, jener am Bauch mit Bandagen und künstlichen Gliedern vervollkommnet, die die klassischen Gebärden des Belvedere und des Ätna vollführen.  - (ara)