Oppositionsgeist  Selbst bei einiger Einbildungskraft fällt es einem schwer, in dem jungen Mann von einundzwanzig Jahren mit der sonnigen Stimme und den trügerischen Augen, der sogleich Rimbauds Freundschaft gewinnt - als dieser, dem ein sehr schlechter Ruf vorausging, das Café Tabourey betrat, wo man so tat, als kennte man ihn nicht, ging Nouveau, von grenzenloser Bewunderung erfüllt, auf ihn zu; tags darauf reisten sie zusammen nach England -, in diesem jungen Mann und in dem altersgebeugten Bettler dreißig Jahre später am Portal von Saint-Sauveur in Aix, dem Paul Cézanne jeden Sonntag, wenn er zur Messe ging, ein Almosen von einem Taler gab, ein und dieselbe Person zu sehen. Gleichwohl ist dieses Leben von Anfang bis Ende von absolutem Nonkonformismus bestimmt. »Der Autor der ›Valentines‹«, sagt sein Freund Ernest Delahaye, »war kein ärgerlicher Querkopf, er besaß vielmehr einen stillen, freundlichen und zuweilen liebenswürdig-ironischen Oppositionsgeist. Der Grund hierfür war, daß er ständig das Bedürfnis hatte, seine Gedanken zu entwickeln, indem er ›verkehrte Welt‹ spielte, und daß er dazu neigte, die Dinge immer noch von einem anderen Gesichtspunkt aus zu betrachten. Das Einfache war für ihn das Gegenteil von dem, was die meisten Menschen sagen und tun.«

Wenn der Mechanismus geistiger Subversion, an dem er gemeinsam mit Cros, Rimbaud und selbst mit Verlaine gearbeitet hatte, ihm eines Tages auch unter der Hand zerbrach - am Karfreitag des Jahres 1879 hatte er seine erste mystische Anwandlung, als er gerade im Begriff war, ein Entrecôte zu essen, das er sich in einer Metzgerei selber abzuschneiden beliebt hatte -, so betrieb er das »Gute« fürderhin mit dem gleichen unheimlichen Eifer, mit der gleichen Maßlosigkeit wie zuvor das »Böse«.  - André Breton über Germain Nouveau, nach (hum)

 

Geist Widersprechen Opposition

 

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