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Sie wandten sich der ganz großen Frage zu, der Sandage-Frage. Sie versuchten,
Omega zu bestimmen und herauszufinden, welches Schicksal dem Universum beschieden
war. Die Methode, die sie auf ihren Raum-Würfel voller Galaxien anwandten, hatte
Sandage als »Hinterhof-Kosmologie« bezeichnet. Die späte Entdeckung,
daß die Milchstraße und die Lokale Gruppe unter dem Einfluß des Virgohaufens
stehen, war schnell zu einem weiteren Instrument geworden, um Aufschluß über
das Schicksal des Universums zu gewinnen. Im wesentlichen handelte es sich dabei
um ein Verfahren, mit dem man ein Stück des Universums mit einem Durchmesser
von ungefähr 100 Millionen Lichtjahren auf eine Waage legen und wiegen konnte.
Wenn das Universum klumpig
war, mit großen Massekonzentrationen wie den Superhaufen, dann mußten die Klumpen
einander anziehen. Je dichter das Universum und je größer die Klumpen, desto
stärker mußte die Anziehungskraft die ansonsten gleichmäßige Expansion stören.
Im Jahr 1972 hatte Sandage keinen Beweis dafür finden können, daß der Hubble-Fluß
durch sogenannte Pekuliargeschwindigkeiten verzerrt wurde, und daraus geschlossen,
daß die Gravitation auf kosmologischer Ebene unwirksam
war und nie ein Zusammenstürzen des Universums verursachen würde. Aaronson,
Mould und Huchra hatten jedoch in den späten siebziger Jahren eine
andere Antwort gefunden: Sie vertraten die Ansicht, daß die Lokale Gruppe tatsächlich
dem Virgohaufen entgegenfalle, und zwar (wenn man die Expansion des Universums
berücksichtigte) mit einer Geschwindigkeit von 260 Kilometern in der Sekunde.
Mit anderen Worten: Der Virgohaufen bewegte sich nicht so schnell von uns weg,
wie es nach dem Hubbleschen Gesetz seiner Entfernung entsprochen hätte. Aaronson
rechnete aus, daß die Milchstraße in etwa hundert Milliarden Jahren mitten durch
das Zentrum des Virgohaufens fallen würde. Nachdem die Forschungsergebnisse
der Aaronson-Gruppe bekanntgeworden waren, wandten viele beobachtende Kosmologen
ihre Aufmerksamkeit dem Virgohaufen zu. Fielen wir wirklieh in den Haufen hinein,
und wenn ja, wie schnell? Wie groß war dann Omega? - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München
1993
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