Oktopus, tanzender  Mein Freund MacGregor steht jetzt an meiner Seite, und bei ihm ist die, von der er mir erzählt hat, die Nymphomanin namens Paula. Sie hat den gelösten, lebhaften Schwung und Drall einer Doppelbüchse; alle ihre Bewegungen gehen von der Hüfte aus, immer im Gleichgewicht, immer bereit, hinzufließen, sich zu winden, zu schlängeln und zu umklammern, die Augen machen klippklapp, die Zehen zucken und zwinkern, den Körper überlaufen kleine Schauer, als Hefe eine Brise über einen See. Sie verkörpert die Halluzination des Sexus, die in den Armen des Rasenden sich windende Nymphe. Ich beobachte die beiden, wie sie sich unter Zuckungen Zoll um Zoll über die Tanzfläche bewegen; sie bewegen sich wie ein Oktopus, der sich in Brunst bringt. Zwischen den baumelnden Greifarmen schimmert und blitzt die Musik, sprüht in einer Kaskade von Sperma und Rosenwasser auf, sammelt sich zu einem öligen Strahl, einer ohne Sockel senkrecht stehenden Säule, zerstiebt wie Kreide, hinterläßt den oberen Teil des Beines phosphoreszierend, ein Zebra in einer Lache goldenen Weingummis, das eine Bein gestreift, das andere erzgegossen. Ein goldener Weingummi-Oktopus mit Gummigelenken und erzgegossenen Hufen, das Geschlecht entrollt und zu einem Knoten verschlungen. Auf dem Meeresboden vollführen die Austern den Veitstanz, einige mit verkrampften Kinnmuskeln, andere mit doppelgelenkigen Knien. Die Musik ist gesprenkelt mit Rattengift, mit dem Gift der Klapperschlange, mit dem fauligen Atem der Gardenie, dem Speichel des heiligen Yaks, dem Moschusgeruch der Bisamratte, dem süßlichen Heimweh des Leprakranken. Die Musik ist ein Durchfall, ein stagnierender Benzinsee mit Kakerlaken und abgestandenem Pferdeurin. Die sabbernden Töne sind Schaum und Geifer des Epileptikers, der Nachtschweiß des hurenden Niggers, dem der Jude beiliegt. Ganz Amerika liegt In dem Schmalz der Posaune, diesem zerfaserten, gebrochenen Wiehern der brandigen Seekühe, die vor Point Loma, Pawtucket, Kap Hatteras, Labrador, Canarsie und dazwischen lagern. Der Oktopus tanzt wie ein Gummiknüppel den Rumba inedit von Spuyten Duyvil. Laura, die Nympho, tanzt Rumba, Ihr Geschlecht ist aufgeblättert und aufgebogen wie ein Kuhschwanz. Im Bauch der Posaune liegt die Seele Amerikas und furzt ihr zufriedenes Herz aus. Nichts geht verloren - nicht das letzte Spritzerchen eines Furzes. Im goldenen Weingummitraum des Glücks, im Tanz von abgestandener Pisse und Benzin galoppiert die große Seele des amerikanischen Kontinents wie ein Oktopus dahin, alle Segel gebläht, alle Luken geschlossen, die Maschine surrt wie ein Dynamo. Die große dynamische Seele mit einem Klicken des Kameraauges in der Hitze der Paarung eingefangen, blutlos wie ein Fisch, schlüpfrig wie Schleim, die Seele des Volkes, das auf dem Meeresboden der Rassenvermischung frönt, glotzäugig vor Sehnsucht und gequält von Lust. Der Tanz vom Samstagabend, der Tanz der in der Abfalltonne verfaulenden Warzenmelonen, der Tanz von frischem grünem Rotz und schmierigen Salben für die empfindlichen Teile. Der Tanz des Musikautomaten und der Ungeheuer, die ihn erfunden haben. Der Tanz der Schießeisen und der Gangster, die sie gebrauchen. Der Tanz der Totschläger und der Ganoven, die Gehirne zu blutigem Brei schlagen. Der Tanz der Zünderwelt, des Funkens, der zündet, des leisen Surrens des vollendeten Mechanismus, des Radrennens auf einer Drehscheibe, des Dollars zum Nennwert und der abgestorbenen, verstümmelten Wälder. Der Samstagabend des leeren Tanzes der Seele, jeder hüpfende Tänzer eine funktionelle Einheit im Veitstanz des Kellerasseltraums.   - (wendek)
 

Tänzer Tintenfisch


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