hrfeige  Nach beendetem Kolleg schob ein Diener den Anatomiekarren zum Ausgang.

Als der Karren im Korridor ein wenig scharf gewendet wurde, fiel die Leber, die nahe dem Leichnam lag, auf Grund der Zentrifugalkraft zur Erde und ließ dabei ein Geräusch hören wie die Ohrfeige einer nassen Hand auf einem fetten Gesicht, oder auch einer fetten Hand auf einem nassen Gesicht. Der Diener hob sie auf, warf sie in die Öffnung des Bauches und stieß das leichte Gefährt mit den zerbrechlichen lautlosen Rädern energisch in die Totenkammer. - Pitigrilli, Ihre Sprache und die meine. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)

Ohrfeige  (2)  Ich glaube, daß ich in mir etwas vom Tataren, vom Skythen, vom Beduinen und (jawohl) von der Rothaut habe. Gewiß ist, daß in mir etwas vom Mönch steckt. Ich habe diese wackeren Burschen immer bewundert, die einsam entweder im Trunk oder im Mystizismus lebten. Das war eine hübsche Ohrfeige für das Menschengeschlecht, für das gesellschaftliche Leben, für das Nützliche, für das allgemeine Wohlergehen. - (flb)

Ohrfeige  (3) Ich sprang auf und trat ans Bett, in dem mein Vater lag und keuchte, ärger denn je. Ich war entschlossen, meinen Vater zu zwingen, mindestens eine halbe Stunde lang ruhig im Bett zu bleiben, so wie der Arzt es angeordnet hatte. War das nicht meine Pflicht?

Mein Vater versuchte, sich an den andern Rand des Bettes zu wälzen und sich dort zu erheben, um meinen Händen, die ihn hindern wollten, zu entschlüpfen. Da packte ich kräftig seine Schultern und drückte ihn nieder, während ich ihm gleichzeitig mit drohender Stimme befahl, sich ja nicht zu rühren. Er gehorchte erschrocken, einen Augenblick lang. Dann rief er:

«Ich sterbe!»

Gleichzeitig bäumte er sich auf. Durch seinen Schrei erschreckt, gab ich seinem Druck nach. So konnte er sich auf die Bettkante setzen. Ich stand gerade vor ihm. In diesem Augenblick brannte sein Zorn darüber, daß er in seinen Bewegungen gehindert war, lichterloh auf. Sicher meinte er auch, daß ich ihm die Luft, die er so nötig hatte, wegnahm, so wie ich ihn des Lichtes beraubte, da ich vor ihm stand und meinen Schatten auf ihn warf. Mit einer letzten Anstrengung erhob er sich, streckte den Arm hoch und ließ die Hand, als wüßte er, daß er ihr keine andere Kraft als die der Schwere geben konnte, auf meine Wange fallen. Dann glitt er aus, fiel auf das Bett, fiel auf den Boden. Tot.

Ich erkannte nicht gleich, daß er tot war. Mein Herz zuckte im Schmerz der Züchtigung zusammen, der Züchtigung, die er mir noch im Sterben zugedacht hatte. Ich hob ihn mit Carlos' Hilfe auf und legte ihn wieder auf das Bett. Weinend wie ein Kind, das geschlagen worden ist, schrie ich ihm ins Ohr:

«Es ist nicht meine Schuld! Der verdammte Doktor war es, der dich zwingen wollte, liegen zu bleiben.»

Das war eine Lüge. Ich fügte noch das Versprechen hinzu, es nie wieder zu tun. Ganz wie ein kleines Kind.

«Ich werde dich tun lassen, was du willst.»

Der Wärter sagte: «Er ist tot.»  - (cos)

Ohrfeige  (3)

- N.N.

 

Schlag Strafe

 

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Maulschelle