Ohren, fremde   Jegoruschka verstand nichts vom Kirchengesang und verhielt sich gleichgültig dazu. Er lauschte kurze Zeit, gähnte und begann die Nacken und Rücken, die vor ihm waren, zu betrachten. An einem Nacken, rothaarig und noch naß vom Bade vorhin, erkannte er Jemeljan. Sein Nacken war nach russischer Art geschoren, und zwar höher als üblich; auch die Schläfen waren höher, als es der Brauch forderte, geschoren, und so standen Jemeljans rote Ohren wie zwei große Kletten ab und erweckten, den Anschein, als fühlten sie sich nicht richtig zu Hause. Während Jegoruschka den Nacken und diese Ohren betrachtete, dachte er aus irgendeinem. Grunde, daß Jemeljan wahrscheinlich sehr unglücklich sei. Er erinnerte sich an sein Dirigieren, an die heisere Stimme, an sein scheues Wesen beim Baden und empfand große Teilnahme für ihn. Er wollte ihm unbedingt etwas Freundliches sagen. »Ich bin nämlich hier!« sagte er und zupfte ihn am Ärmel.  

Personen, die in Chören als Tenöre oder Bassisten singen, zumal solche, denen es im Leben einmal zugefallen ist, zu dirigieren, pflegen mit Buben streng und unwirsch umzugehen. Von dieser Gewohnheit gehen sie auch später nicht ab, wenn sie bereits nicht mehr in einem Chor mitsingen. Darum blickte Jemeljan, sich zu Jegoruschka umdrehend, ihn mit gerunzelter Stirne an und sagte: »Mach keinen Unsinn in der Kirche!«  - Anton Tschechow, Die Steppe. Nach (tsch)
 

 

Ohr Fremdheit

 

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