effnung    Der Verlauf der jüdischen Geschichte ist eine einzige Kette geheiligten Freveltaten. Salomo tötet zuerst seinen Bruder Adonia. Wenn Gott diesem Salomo die Gabe der Weisheit verliehen hat, so scheint er ihm doch die der Menschlichkeit, der Gerechtigkeit, des Anstands und der Treue versagt zu haben. Er hatte siebenhundert Frauen und dreihundert Konkubinen. Das Hohelied, das man ihm zuschreibt, ist im Stil jener erotischen Bücher verfaßt, die uns vor Scham erröten lassen. Es ist dort nur die Rede von Busen, Küssen auf den Mund, vom Leib, der einem Käseklumpen gleicht, von wollüstigen Stellungen, von Fingern in der Öffnung, von Zucken und Beben; und es schließt zuletzt: »Was machen wir mit unserer kleinen Schwester? Sie hat noch keine Brüste; wenn es eine Mauer ist, laßt uns darauf bauen; wenn es eine Türe ist, schließen wir sie.« Solche Sitten also schreiben ihm ehrfurchtsvolle erbärmliche Rabbiner und noch abgeschmacktere christliche Theologen zu.

Um das Übermaß an Lächerlichem mit dem Übermaß an Unzucht zu verbinden, haben die Papisten schließlich erklärt, der Leib der Sulamith und seine Öffnung, die Brüste und die Küsse auf den Mund seien das Sinnbild und das Vorbild für die Ehe Jesu Christi mit seiner Kirche.  - (vol)

Öffnung (2)  Auf den Mord seiner Mutter ließ er die Hinrichtung seiner Tante folgen. Als er ihr, die an Verstopfung litt, einen Krankenbesuch machte, ließ die bereits hochbetagte Frau, wie das alte Leute wohl zu tun pflegen, seinen Milchbart liebkosend durch die Finger gleiten und sagte dabei: „Wenn ich den erhalten habe, will ich gern sterben." Zynisch versetzte Nero darauf zu seiner Umgebung: „Da will ich ihn gleich abnehmen lassen", und gab den Ärzten Befehl, „der Kranken reichlichere Öffnung zu verschaffen". Noch war sie nicht gestorben, als er sich schon in den Besitz ihres Vermögens setzte und ihr Testament unterschlug, damit ihm nichts davon abgehen möchte. - (sue)

Öffnung (3)

 - Markus Raetz, aus: Raymond Roussel, Afrikanische Impressionen. München 1980 (zuerst 1910)

Öffnung (4)  Er kletterte an diesem grotesken Steingebilde unendlich hoch - das heißt, wenn man es klettern nennen wollte - vielleicht war das Ding am Ende doch horizontal? - und alle Männer fragten sich, wie es eine so hohe Tür im Universum überhaupt geben könne. Da begann plötzlich die mehrere acres große Tür ganz sanft und leise am oberen Ende nachzugeben; und sie sahen, daß sie ausbalanciert war. Donovan glitt die Pfosten herunter und beobachtete zusammen mit seinen Kameraden das unheimliche Zurückweichen des monströsen Portals. In dieser verrückten prismatischen Verzerrung bewegte sie sich völlig pervers, in einer Diagonale, und alle Regeln von Materie und Perspektive schienen auf dem Kopf zu stehen. Die Öffnung war tiefschwarz, von einer Dunkelheit, die fast stofflich war. Diese Finsternis war tatsächlich von positiver Qualität; sie quoll wie Rauch aus ihrem jahrtausendealten Gefängnis heraus und verdunkelte sichtbar die Sonne, als sie mit schlagenden häutigen Flügeln dem zurückweichenden Himmel entgegenkroch. Der Geruch, der aus den frischgeöffneten Tiefen drang, war unerträglich. Schließlich glaubte der feinhörige Hawkins ein ekelhaft schlurfendes Geräusch dort unten zu vernehmen. Jeder lauschte, lauschte noch immer, als ES sabbernd hervortappte und tastend seine gallertartige grüne Masse durch die schwarze Öffnung in die durchgiftete Luft dieser wahnsinnigen Stadt preßte. - H. P. Lovecraft, Cthulhus Ruf. In: Cthulhu. Geistergeschichten. Übs. H. C. Artmann. Frankfurt am Main 1972 (st 29, zuerst 1928)
 

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