Oberschülerin  Und es wunderte mich gar nicht, daß das Mädchen, von einer hintertreppenhaften Häßlichkeit gefährdet, richtig wahnsinnig wurde. Sie sprang aus dem Bett. Sie warf das Hemd ab. Sie begann durch das Zimmer zu tanzen. Sie beachtete nicht mehr, daß ich sie bespähte, ja, sie forderte mich in gewisser Weise selber zum Kampf heraus. Ihre Beine trugen ihren Körper leicht und geschmeidig empor, die Hände flatterten in der Luft. Sie schmiegte ihr Köpfchen wohin auch immer. Sie umgab ihren Kopf mit den Armen. Sie schüttelte die Locken. Sie legte sich auf den Boden und erhob sich wieder. Bald schluckte sie schluchzend, bald lachte sie oder sang leise. Sie sprang auf den Tisch, vom Tisch auf die Couch. Es schien, als habe sie Furcht, auch nur einen Augenblick aufzuhören, als wenn sie von Ratten und Mäusen gejagt würde, als wenn sie durch das Fliegende ihrer Bewegungen sich über das Schreckliche erheben wollte. Sie wußte nicht mehr, woran sie sich festhalten könnte. Schließlich erfaßte sie einen Gürtel und begann sich den Rücken aus allen Kräften zu geißeln, nur um jugendhaft schmerzhaft zu leiden . . . Es packte mich an der Gurgel! Welch Schindluder doch ihre Schönheit mit ihr trieb, welchen Zwang sie ihr antat und sie beutelte, schüttelte und stieß! Ich wurde totenstill am Schlüsselloch, die Fresse ekelhaft und häßlich, disharmonisch geteilt zwischen Haß und Entzücken. Die Oberschülerin, von ihrer Schönheit geschüttelt, machte immer tollere Sprünge. Und ich bewunderte und haßte, Schauer schüttelten mich, meine Fresse zog sich krampfhaft zusammen und dehnte sich wie Gummi. Um Gottes willen, zu was führt uns nicht Liebe zur Schönheit!     - (fer)
 
 

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