berschenkel, auseinanderstehende Ich wohnte bei Dalí, etwa einen Kilometer von Cadaquès entfernt, wo die anderen in einem Hotel untergebracht waren. Dalí erzählte mir ganz aufgeregt: „Da ist eine tolle Frau angekommen." Abends trinken wir etwas miteinander, und die anderen begleiten uns noch zu Fuß bis zu Dalís Haus. Auf dem Wege reden wir über alles mögliche, und ich sage - Gala geht neben mir -, daß mich bei einer Frau nichts so störe wie auseinanderstehende Oberschenkel.

Am nächsten Tag gehen wir baden, und da sehe ich, daß Gala genau die Oberschenkel hat, die ich mit meiner Bemerkung meinte.

Dalí war von einem Tag zum anderen völlig verändert. Jede Übereinstimmung der Ideen zwischen uns war verschwunden. Das führte schließlich dazu, daß ich darauf verzichtete, das Drehbuch zu L'Age d'or gemeinsam mit ihm zu schreiben. Er sprach nur noch von Gala und wiederholte jedes Wort, das sie sagte. Eine vollständige Verwandlung.

Éluard und die Belgier reisten nach ein paar Tagen wieder ab, Gala und ihre Tochter Cécile blieben. Einmal fuhren wir mit Lidia, der Frau eines Fischers, im Boot hinaus zu einem Picknick zwischen den Felsen. Ich zeige auf einen Ausschnitt der Landschaft und sage zu Dali, ich fühlte mich an Sorolla erinnert - einen mittelmäßigen Maler aus Valencia. Dalí bekommt einen Wutanfall und schreit:

„Wie kannst du angesichts solcher Felsen so einen Schwachsinn reden!"

Gala mischte sich ein und gab ihm recht. Und so ging es dann weiter.

Gegen Ende des Picknicks - wir hatten viel getrunken - wurde Gala wieder, ich weiß nicht mehr warum, ausfallend gegen mich. Ich bin aufgesprungen, habe sie gepackt, auf den Boden geworfen und mit beiden Händen gewürgt.

Die kleine Cécile floh zusammen mit der Frau des Fischers erschrocken hinter die Felsen. Dalí beschwor mich auf Knien, Gala leben zu lassen. So wütend ich auch war, ich hatte mich ganz in der Gewalt. Ich wußte, daß ich sie nicht töten würde. Ich wollte nur ihre Zungenspitze zwischen den Zähnen hervorkommen sehen. - Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985