November, 15.   Ich vergesse den 15 November nie. Ich wünsche iedem Menschen einen 15 November. Ich empfand, daß es einen Tod gebe. Das Kind begreift keinen, iede Minute seines spielenden Lebens steht glänzend und blendend vor ihm und stelt sich vor sein kleines Grab. Aber an ienem Abend gieng <drängte> ich vor mein künftiges Sterbebette durch 30 Jahre hindurch, sah mich mit der hängenden Todtenhand, mit dem eingestürzten Krankengesicht, mit dem Marmorauge - ich hörte meine kämpfenden Phantasien in der lezten Nacht - du körmst ia du lezte Traumnacht; und da das so gewis ist und da Ein verflossener Tag und 30 verflossene Jahre Eins sind: so nehm' ich iezt von der Erde und von ihrem Himmel Abschied, meinen Planen und Wünschen fallen die Flügel aus, mein Herz mag noch solange als es nicht tiefer unter fremden Busen liegt, am freunschaftlichen Busen schlagen, meine Sinnen mögen — noch eh sie 6 Bretter einsperren, die herumflatternden Freuden haschen beim kurzen Schritte von der Wiege ins Grab — aber ich achte alles nimmer und euch, ihr meine Mitbrüder, wil ich mehr lieben, mehr Freude machen, ach wie solt' ich euch in euren 2 Dezember Tagen vol Leben quälen, ihr erbleichenden Bilder mit Erdfarben, ein zitternder Wiederschein des Lebens. Wir sind wankende Schatten und doch zerreisset ein Schatte einen andern.   - (idg)
 
 

November

 

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