iveauverlust
Es war alles ziemlich traurig. Der Verfall des Clubs ging mit erstaunlicher
Geschwindigkeit über mehrere unverbundene Linien vor sich. Mädchen mit makellosem
Stammbaum wurden plötzlich von der Polizei gesucht als die «Bräute» von Gangstern
mit grotesken Kinnladen, oder sie waren gar selbst kriminell. Korrupte Ärzte
ließen verblaßte Blondinen passieren, die ein halbes Dutzend Kinder hatten,
von denen manche schon ihrerseits auf den Eintritt in entfernte Floramors
vorbereitet wurden. Geniale Kosmetiker restaurierten vierzig Jahre alte Matronen
so, daß sie wie Schulmädchen auf ihrem ersten Ball aussahen und rochen. Hochwohlgeborene
Herren, Beamte von strahlender Integrität, sanft-sinnende Gelehrte erwiesen
sich als so brutale Beischläfer, daß einige ihrer jüngeren Opfer stationär behandelt
werden mußten. Die anonymen Beschützer der Kurtisanen kauften ärztliche Aufseher,
und der Radscha von Cachou (ein Hochstapler) steckte sich bei einer (genuinen)
Groß-Großnichte der Kaiserin Josephine mit einer Geschlechtskrankheit an. Gleichzeitig
begannen wirtschaftliche Katastrophen (jenseits des finanziellen und philosophischen
Horizonts vom unverwundbaren Van und Demon, jedoch viele Leute ihrer Schicht
treffend) die ästhetischen Werte der Villa Venus einzuschränken. Widerliche
Zuhälter mit unterwürfigem Grinsen, das die Lücken zwischen ihren braungelben
Zähnen enthüllte, sprangen mit bebilderten Druckschriften hinter Rosenbüschen
hervor, es gab Feuersbrünste und Erdbeben, und ganz plötzlich war von den ursprünglich
hundert Palästen nur noch ein Dutzend übrig, und sogar diese sanken bald auf
das Niveau stagnierender Stundenhäuser zurück, und mit dem Jahre 1910 mußten
alle Toten des englischen Friedhofs von Ex in ein gemeinsames Grab umgebettet
werden. - (ada)
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