ichtseyn  Es ist  an und für sich absurd, das Nichtseyn für ein Uebel zu halten; da jedes Uebel, wie jedes Gut, das Daseyn zur Voraussetzung hat, ja sogar das Bewußtseyn; dieses aber mit dem Leben aufhört, wie eben auch im Schlaf und in der Ohnmacht; daher uns die Abwesenheit desselben, als gar kein Uebel enthaltend, wohl bekannt und vertraut, ihr Eintritt aber jedenfalls Sache eines Augenblicks ist. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtete Epikur den Tod und sagte daher ganz richtig: "der Tod geht uns nichts an"; mit der Erläuterung, daß wann wir sind, der Tod nicht ist, und wann der Tod ist, wir nicht sind. Verloren zu haben was nicht vermißt werden kann, ist offenbar kein Uebel: also darf das Nichtseynwerden uns so wenig anfechten, wie das Nichtgewesenseyn. Vom Standpunkt der Erkenntniß aus erscheint demnach durchaus kein Grund den Tod zu fürchten: im Erkennen aber besteht das Bewußtseyn; daher für dieses der Tod kein Uebel ist.  - (wv)

Niichtsein (2)  « Sagt mal: wißt ihr denn, was das Nichtsein ist?»

«Nein.»

«Das kann ich mir denken, denn unsere ganze Spekulation kreist um positive Begriffe. Aber es gibt, weiß Gott, auch die negativen Begriffe, oder wir müssen dies annehmen in Anbetracht der Informationen, also der Ideen, die von jenem weit entfernten Nebelfleck zu uns gelangen.»

«Negative Begriffe: was ist das?»

«Begriffe von Dingen, die im Vergleich zu seienden Dingen nicht sind.»

«Bitte um Nachsicht, Herr Lehrer, aber das ist überhaupt nicht klar.»

«Was mich keineswegs erstaunt. Sagen wir, die Begriffe beziehen sich auf Dinge, die auf eine andere Weise sind als die in Betracht gezogenen.»

«Auf eine andere Weise! Aber was bedeutet das?»

«O Gott! Sie beziehen sich auf einen anderen möglichen Zustand irgendeines Dinges.»

«Das heißt, auf einen unmöglichen Zustand desselben.»

«Wenn ihr so wollt. Aber schließlich wäre zum Beispiel das Nichtsein das, was nicht Sein ist.»

«Aber das, was nicht Sein ist, kann nicht sein.»

«Einverstanden, aber ihr könnt es immerhin denken.»

«Auch nicht, weil das, was nicht Sein wäre, unendlich viele andere Dinge darstellen könnte.»

«Nicht doch, hier irrt ihr euch: auch was Sein ist, stellt unendlich viele Dinge dar, doch in dem Maße, wie man es als einzigen Begriff annehmen kann, ist es wohldefiniert und genügt sich selbst. Analog dazu gibt es nur eine einzige Art von Nichtsein, das heißt der Begriff des Nichtseins ist ein ausreichender Begriff, eine präzise Idee.»

«Verzeihung, wir verstehen das trotzdem nicht. Sie sagen: analog; aber damit eine Analogie gegeben sei, nicht gerade eine vollständige, aber eine eben noch akzeptable, müßte dieses Nichtsein von sich aus, in seinem eigenen Bereich ebenso unendlich viele Dinge darstellen wie das Sein und sich nicht ausschließlich als in unendlich vielen Arten darstellbar zeigen . . . Ich drücke mich schlecht aus und weiß nicht, ob ich mich verständlich gemacht habe, aber schließlich ist unser Einwand nicht der, für den Sie ihn zu halten scheinen.

Fest steht, nichts für ungut, daß Sie uns die Karten in der Hand vertauschen: auf der einen Seite geben Sie uns einen einzigen, aber letztlich zusammenfassenden Begriff, während Sie uns auf der anderen Seite einen ebenso einzigen Begriff geben, der aber leider nichts zusammenfaßt und sich auf nichts bezieht.»  - (land2)

Sein
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Inexistenz