euton   Isaac Neuton. Vier schattirte Köpfe.

 

Newton

Newton 4

Wie sehr die verschiedenen Vorstellungsarten der Mahler, und ihre verschiedenen Fähigkeiten ein und ebendenselben Mann umbilden und verschieben - davon haben wir schon manches Beyspiel angeführt. Ein neues sey Neuton.

Wir haben hier vier Copien von Copien - die alle einen großen ausserordentlichen Mann - aber denselben Mann in sehr ungleichem Lichte zeigen.

l.

Das erste wird wohl das beste seyn?

Voll innerer Kraft die Augen, den Gegenstand zu fassen; ihn zu ergreifen, nicht bloß zu beleuchten; nicht ihn ins Gedächtniß aufzuhäufen; sondern ihn zu verschlingen, und in das große All, das im Haupte ist, immanieren zu lassen. - Augen voll Schöpfungskraft - und Augenbraunen voll der lichtvollsten, solidesten Fruchtbarkeit.

Die  Stirn ist zu unbestimmt schattirt; doch ist sie vielfassend und Gedanken schaffend. Mehr hohes, gewaltiges Denken, als abstraktes scheint sie auszudrücken. Mächtiger Drang, Drang der Zuversicht und der Gewißheit schwebt drauf.

Markige Nase - lieblich zufrieden, nicht selbstgefällige Lippe; festes, redliches Kinn.

Die rechte, nicht hängende, nicht angestrengte Wange - wie viel besser, weniger gravitätisch, als im zweyten? - wie, obgleich verschliffen und unbestimmt - wie viel zutraulicher, als der übrigen!

Auffallend ist die Reinheit, die Ruhe des Ganzen, bey der sichtbaren Innern Anstrengung - Anstrengung mit Glauben an sich selbst.

2.

Das Grobe, Bürgerliche liegt im Verschobenen des Kreuzes, der dadurch zu breiten Backe, der Hängwange. Nichts als Kraft ist von Neuton übrig geblieben.

Ein Republikaner ist's, der, ohne zu befehlen, herrscht, immer widerstehen muß, viele Geschaffte geordnet, eingerichtet, gebaut hat. Wie fest ergreift er sinnlichen Eindruck, - macht prüfenden Entwurf, nicht ohne Zutrauen zu sich und seiner übermannenden Kraft.

An der Nase das Aufgezogene gehässige - und das Fleischige unbedeutende zusammen, machen einen fatalen Effekt.

3.

Ein Gelehrter mit dem Blicke der Kenntniß ... die - ach! - wie unbestimmte  Stirn ist offener und reicher, als die obigen; behält mehr, aber nicht so fest, nicht so tief - zum tiefen Forschen ist sie überm Auge nicht gedrängt genug - zum Gedächtniß oben nicht gewölbt genug.

Die Augenbraunen sind näher am Auge, und bey weitem nicht so kräftig, als die obern. Die Nähe kontrastirt mit der Offenheit der  Stirn.

Eine reine, aber schwache Nase. -

Liebliche, mehr ausser sich, als in sich selbst gefällige Lippe.

  Stirn und rechte Wange haben was Unerträgliches. - In der Stellung des Kopfes was Unnatürliches - Mahlermanier  -  Wie überhaupt das ganze Gesicht was Verschwebtes, Gelecktes, Entkräftetes hat.

4.

Antikisirt! unwahr, aber groß! Ein Mann von Wissen und That.

Die  Stirn, wie gedrängt in Erinnerung von Würkungen! Ahndung künftiger Seelennoth in gegenwärtiger Kraft!

Wie verschieden von 3.! So verschieden in der Expression, wie Marmor und Fleisch in der Härte.

Die Augenbraunen - des Schöpfers neuer Systeme!

Das Auge, bloß Aussprache innerer Festigkeit, ohne Falsch, ohne Verlangen.

Die Nase im Ganzen - lauter Kraft, Entschlossenheit, Klugheit; doch um die Spitze und Flügel etwas wenig - Ungehöriges.

Die Lippe Widerhalt - innerer Kraft.

* * *

1. und 2. - derselbe Hauptcharakter oben - unten sehr verschieden.  -

3. und 4. sind zwey Extreme, das eine von Verwässerung - das andere von Verstärkung.

Alle 4 - ich muß es wiederholen - Copien von Copien -aber alle vier - Männer, die ihre Existenz in die Nachwelt wurzeln lassen.

Zweyte Tafel.

Neuton 5

Neuton 6

1. ist der Umriß vom Originale, wornach l. auf der vorhergehenden Tafel copirt ist. Viel mehr Kraft und viel weniger Bonhomie.  -

Ein edler, gerader, tiefer, starker Mann, - etwas zu trutzig, welches vielleicht von der Schiefheit des Umrisses, und von der zu starken Bezeichnung der Schatten herrührt.

Die Augen - Augen des großen Mannes! Fast wollt' ich diese zur Regel setzen dürfen. -

Das Haar - obwohl vielleicht ein wenig idealisirt, dennoch im Ganzen herrlich! zart, voll, wuchsreich, ohne Verwirrung und schwerlästige Gedrängtheit - nicht glatt und nicht hartkraus - wahrer Ausdruck der höchsten Lichthelle des Verstandes ohne Poesie und - Schwäche.

Das zweyte, Umriß vom zweyten der vorhergehenden Tafel, fester, zusammengezogener, gedrängter. -

Die Augenbraunen - bestimmter, denkender, schreckender.

Die Augen - weit weit unter l.

Die Nase, der Mund, das Ganze steifer. - (lav)

 

Naturforscher

 

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