ervensaft Die Drohnen baden sich in Nervensaft, um schön zu werden, wie sonst die Weiber eben deßwegen in Badzuber von Eselsmilch stiegen. - Sie wälzen sich so lange in poetischen Blumen der Phantasie auf und ab, diese Bienen, bis sie sich dem Weisel mit Blumenstaub ganz weiß gepudert präsentieren können. - Sie rollen die schönsten und wollüstigsten Bilder, die (wie Epikur zuerst sah) von den äußern Dingen ab- und dem Kopfe zufliegen, auseinander und behängen damit die vier Gehirnkammern an allen vier Wänden, um durch Gemälde, womit sonst Christen gemacht oder gebessert wurden, den Weisel zu verschlimmern und ihn den verliebten Absichten der Drohnen anzupassen. - Ich zweifle aber, ob doch alle diese Künste den Mohren-Scheu der Seele übertäubten, wenns nicht ein gewisser Liehestrank thäte, der fast toll macht. Dieses merkwürdige Philtrum, das die Aerzte Nervensaft betiteln, wird durch die aufsteigende Destillazion aus Menschenblut unter dem Helme gezogen: allein ein oder ein Paar Spitzgläser davon, die die Teufel dem Weisel eingeben, besaufen ihn dermaßen und heizen ihn mit einer solchen tollen Brunst gegen diese Drohnen, daß außer dem Weisel niemand so sehr zu bedauern ist als die Bierwirthe, daß sie, blos weil ihnen das Rezept eines so ungemein berauschenden Ingrediens verborgen ist, ihr Bier mit viel schwächern, mit Kienruß und Schwindelhaber und Nießwurz vergiften und berauschen müssen. Dann ists aber auch gut; nun wird ohne Verzug zur außerehelichen Pflicht geschritten, nur daß die ehelustige Drohne die Vorsicht noch gebraucht, den Weisel in einen dunkeln Winkel zu ziehen, damit es an ordentlicher Brautnacht nicht fehle; die übrigen Drohnen halten, wenn sie anders das Ihrige thun wollen, die guten Engel fest (auch eine Art Bienen und auch zum Bienenstock gehörig, aber weiter unten erst vorkommend), weil sie sonst das Beilager mit Einsprüchen versalzen und oft durch ihre strafende Gestalt die wollüstigen Anstrengungen der Seele auf der Stelle lahmen, und Beispiele sind verhaßt.
Aus dieser Ehe im unverbotenen Grade - weil niemand der Seele
weniger verwandt ist als der Teufel - sprosset allemal ein junger Satan
hervor, den zwar wichtige Kasuisten eine Sünde nennen,
den ich aber seiner Gestalt wegen lieber eine Arbeitsbiene nenne. Der Kreuzfahrer
gegen die Ungläubigen an Herrn Hennings, nämlich eben Herr Hennings, erzählt,
daß eine Hexe, Katharina Netzin, mit dem Teufel eine Fliege zusammengezeugt
habe: aber das ist ja ein außerordentlicher Fall, und blos Arbeitsbienen sind
die Abkömmlinge dieser Ehe bei uns und andern. Ein solcher teuflischer Bienenwurm
tritt wie die Neger anfangs mit der Unschuldsfarbe, mit der weißen, aus der
Mutter: aber in wenig Tagen zeitigt sie zur schwarzen, und der Wurm wird der
Seele unausstehlich. Denn nur wenige Bienenwürmer werden gar schon schwarz geboren
und führen den Namen schwarzer Sünden, wie gewisse Blumenblätter schon in der
versperrten Knospe, ohne den färbenden Sonnenstral, mit ihrer Farbe liegen.
Selten beschenkt die Seele die Geisterwelt mit einem stummen Teufel, der sogleich
nach seiner Geburt die Seelenwanderung in ein zweites
Schwein antritt; im Grunde fehlen gar in unsern Tagen solche Teufel ganz, und
alle bekannte stumme Sünden haben wie andere Taubstumme die Sprache gelernt
und üben sie in den vorzüglichsten Residenzstädten mit Nutzen. - Jean Paul, Auswahl
aus des Teufels Papieren. Frankfurt / M., Berlin 1991 (zuerst ca. 1784/89)
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