ekrophilie  Es gibt einen  Aspekt in Vertigo, den ich »psychologischen Sex« nennen möchte, das ist hier der den Mann beherrschende Drang, ein unmögliches sexuelles Bild wieder zum Leben zu erwecken. Um es ganz einfach zu sagen: der Mann möchte mit einer Toten schlafen, es geht um Nekrophilie.

Eben. Die Szenen, die ich am liebsten mag, sind die, in denen Stewart Judy in das Modeatelier bringt, um ihr das gleiche Kostüm zu kaufen, das Madeleine trug; die Genauigkeit, mit der er ihr die Schuhe aussucht, wie ein Fetischist.

Das ist die eigentliche Situation des Films. Stewarts Anstrengungen, die Frau wiederauferstehen zu lassen, werden filmisch so gezeigt, als versuche er sie nicht an- sondern auszuziehen. Die Szene, die meinen Vorstellungen am genauesten entspricht, ist die, nachdem sich das Mädchen das Haar wieder hat blondieren lassen. James Stewart ist immer noch nicht ganz zufrieden, weil sie das Haar nicht zum Knoten hochgenommen hat. Was heißt das? Das heißt, fast steht sie nackt vor ihm, sie braucht nur noch den Slip auszuziehen. James Stewart verlegt sich aufs Bitten, und sie sagt: »Gut, ich machs schon«, und geht ins Bad zurück. James Stewart wartet. Er wartet darauf, daß sie diesmal nackt zurückkommt, bereit zur Liebe. - Alfred Hitchcock, in: François Truffaut, Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)

Nekrophilie (2) Die Heldin der Geschichte war eine Mademoiselle Victorine Lafourcade, ein junges Mädchen aus hervorragender Familie, wohlhabend und von großer persönlicher Schönheit. Unter ihren zahllosen Bewerbern befand sich auch Julien Bossuet, ein armer Pariser liüerateur oder Journalist. Sein Talent und seine allgemeine Liebenswürdigkeit hätten ihn der Aufmerksamkeit der Erbin empfohlen, welche ihn, so scheint es, alsbald innig liebte; doch bestimmte sie schließlich der Stolz auf ihre Geburt, ihn abzuweisen und einem Monsieur Renelle, einem Bankier und Diplomaten von einigem Ruhm und Range, ihre Hand zu reichen. Nach der Hochzeit jedoch ward sie von diesem Herrn vernachlässigt und vielleicht gar ausgesprochen schlecht behandelt. Nachdem sie nun ein paar jammervolle Jahre mit ihm verbracht hatte, starb sie hin - oder zum mindesten doch ähnelte ihr Zustand in einer Weise dem Tode, daß jeder, der sie sah, davon getäuscht ward. Man setzte sie bei - nicht in einer Gruft, sondern in einem gewöhnlichen Grabe auf dem Kirchhof ihres Geburtsdorfes. Erfüllt von Verzweiflung und immer noch entflammt von der Erinnerung an eine tiefe Neigung, reist nun der Liebhaber aus der Hauptstadt in die entlegne Provinz, in welcher das Dorf liegt, und hat sich's in den romantischen Sinn gesetzt, die Leiche auszugraben und sich in den Besitz ihrer üppigen Locken zu bringen. Er kommt zum Grab. Um Mitternacht hebt er den Sarg heraus, eröffnet ihn und ist grad eben dabei, die Haare abzutrennen, als er in jählichem Schrecken innehält, denn die Geliebte hat die Augen aufgeschlagen. Man hatte die Dame wahrhaftig lebend begraben. Doch war die Lebenskraft noch nicht zur Gänze entflohen, und so erweckten sie die Zärtlichkeiten ihres Liebhabers aus der Lethargie, welche man für Tod mißdeutet hatte. Wie schier von Sinnen trug er sie zu seinem Logis im Dorfe. Hier wandte er gewisse machtvolle Stärkungsmittel an, welche ihm von nicht geringer medizinischer Erfahrung angeraten wurden. Am Ende lebte sie denn wieder auf. Sie erkannte ihren Erretter. Sie blieb bei ihm, bis sie, gradweise nach und nach, voll die ursprüngliche Gesundheit wiedergewonnen hatte. Ihr Frauenherz war nicht von Stein, und dieser letzte Liebesbeweis genügte, es zu erweichen. Sie schenkte es Bossuet. Zu ihrem Gatten kehrte sie nicht mehr zurück, sondern verbarg ihm ihre Auferstehung und floh mit ihrem Geliebten nach Amerika. Zwanzig Jahre danach kamen die Beiden wieder nach Frankreich, in der Überzeugung, die Zeit habe der Dame Erscheinung so stark verändert, daß ihre Freunde sie nicht wiederzuerkennen vermöchten. Doch darin irrten sie; denn schon beim ersten Zusammentreffen erkannte Monsieur Renelle tatsächlich sein Weib und machte Ansprüche geltend. Diese Ansprüche wies sie zurück, und ein Gerichtsverfahren gab ihr darin Recht, indem entschieden ward, daß die besondern Umstände, in eins mit den seither verflossnen langen Jahren, nicht nur nach dem Rechte der Billigkeit, sondern auch nach dem Gesetz die Ansprüche des Gatten auf immer hätten erlöschen lassen.  - Edgar Allan Poe, Das vorzeitige Begräbnis, in (poe)

Nekrophilie (3) - Wissen Sie, was nekrophil bedeutet?
- Weshalb machen Sie sich über mich lustig? Ich wurde ungeduldig.
- Ich mache mich nicht über Sie lustig.
- Was bedeutet es also?
- Nichts Besonderes.
Lazare reagierte kaum, als wenn es sich um eine freche Kinderei handelte. Sie erwiderte: - Haben Sie einen Versuch gemacht?
- Nein, so weit bin ich nie gegangen. Das einzige Erlebnis, das ich hatte, bestand darin, daß ich eine Nacht in einer Wohnung verbracht habe, in der soeben eine alte Frau gestorben war; sie lag auf ihrem Bett, wie andere auch, zwischen zwei Kerzen, die Arme längs des Körpers, die Hände nicht gefaltet. Es war Nacht, niemand im Zimmer. In jenem Augenblick wurde ich mir darüber klar.
- Wie?
- Ich wurde gegen drei Uhr in der Frühe wach. Ich kam auf den Gedanken, in das Zimmer zu gehen, in dem die Leiche lag. Ich war starr vor Schrecken, aber sosehr ich auch zitterte, ich blieb vor dem Leichnam stehen. Schließlich zog ich meinen Pyjama aus.
- Wie weit sind Sie gegangen?
- Ich habe mich nicht gerührt. Ich war so verwirrt, daß ich fast den Verstand darüber verloren hätte; es überkam mich einfach beim bloßen Ansehen.
- War die Frau noch schön?
- Nein. Vollkommen verblüht.  - Georges Bataille, Das Blau des Himmels. München 1969 (zuerst 1935)

Nekrophilie (4) Ganz unheilvoll ist es, sich mit einem Toten, Mann oder Frau, zu vereinigen, ausgenommen, es handele sich um die Mutter, die Schwester, die Ehefrau oder Geliebte, und von einem Toten gebraucht zu werden; denn die Toten werden zu Erde, sie zu gebrauchen ist also nichts anderes als in die Erde zu stoßen, und von ihnen gebraucht zu werden, Erde in den Körper aufzunehmen. Beides bedeutet den Tod, ausgenommen für Leute, die in der Fremde leben und nicht dort, wo die Toten begraben sind; diesen prophezeit das Traumerlebnis die Heimkehr in das betreffende Land. Und diejenigen, die ihre Heimat verlassen wollen, hindert es daran. - (art)

Nekrophilie (5)

Nekrophiler Hahn

- Ernst Kahl, Bestiarium perversum. Bd. 1. Hamburg 1985

Nekrophilie (6)  Zenon aus Kition, so wird berichtet, habe das Orakel befragt, was er tun müsse, um sein Leben aufs beste zu gestalten, worauf der Gott die Antwort erteilt habe, er müsse sich mit den Toten paaren; dies verstand er richtig und legte sich auf das Studium der Alten.   - Nach (diol)

Nekrophilie (7)

Liebe Tote
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