egerin Das weiße amerikanische Mädchen von heute ist fade im Vergleich zur Negerin - in ihren lebhaftesten Momenten. Alle Einfalt des Geistes, die in der ›Tugend‹ inbegriffen sein sollte, findet sich bei der Negerin. Es ist nicht leicht, das, was ich zu sagen versuche, präzise auszudrücken.
Sagen wir es so: In New York City ist die Negerin
alten Typs verschwunden - oder fast verschwunden. An ihrer Stelle haben wir
die Frauen und Kinder arbeitender Männer, die ihr eigenes Haus besitzen, oft
sehr intelligente Leute, die von uns anderen völlig getrennt leben. Die Reaktion,
die das Tabu gegenüber der Rasse hervorbringt, tritt manchmal auf den Gesichtern
der jungen Mädchen zutage wie eine fürstliche und kostbare Schönheit — und ihre
Art zu gehen, ihre muskulösen Formen, ihre festen Körper lassen dagegen die
weißen Mädchen plump, linkisch und billig wirken. Tief in den Augen der meisten
weißen Mädchen liegt nicht viel. Farbige Mädchen - einige von ihnen - erscheinen
wie ein von Rasse getragenes Bekenntnis zur Schönheit, das anderweit heute verlorengegangen
ist. - William Carlos Williams, Die
farbigen Mädchen von Passenack - die alten und die neuen, nach (
messer
)
Negerin (2) Eine schöne schwarze
Frau mit einem türkisen Kleid, das um sie herumgewunden war, und mit einer Art
türkisern Turban auf dem Kopf stand in ihrer ganzen stattlichen Größe und in
aller Ruhe vor ihm. Sie bot ihm einen Becher mit etwas an, das, wie sie dann
merkten, Joghurt war. Er glaubte, sie wolle es ihm verkaufen, aber Cevenini
sagte: »Sie lädt dich aus purer Freundlichkeit dazu ein.« Die Frau stand mit
dem Becher in der Hand da, und der alte Ridolfi, der auf einem Stein saß, schüttelte
ein wenig verlegen den Kopf: »Nein, nein danke, machen Sie sich keine Umstände.«
Sie sah ihn ruhig an, in ihrem sehr eleganten türkisen Kleid. »Mach schon«,
riet Cevenini, »so nimm es doch!« Da machte Ridolfi eine Bewegung mit dem Hals,
die heißen sollte: »Na schön, ich nehme es zum Spaß.« Und da erteilte ihm die
Frau ein Lächeln, ein , derartiges Lächeln, daß ihm der Kummer, auf der Welt
zu sein, vollkommen verging. Dann blieb sie noch stehen und schaute, ob er
aß, wobei sie mit dem Mund Zeichen machte, um zu erfahren, ob es nach seinem
Geschmack sei. »Köstlich, köstlich!« sagte Ridolfi in einem Zustand der Verwirrung,
der andauerte, bis sie wieder wegging. Nachher dachte er daran, wie faszinierend
diese schwarze Frau im türkisen Kleid war und wie schön sie lächelte, Donnerwetter,
sie hatte ihm den Kummer, auf der Welt zu sein, doch glatt vertrieben. Und er
wäre ihr am liebsten nachgelaufen, um sie ein wenig genauer anzuschauen, ihr
zu danken, und dann wer weiß was, das war nicht klar in seinem immer noch ziemlich
verwirrten Zustand. Aber seine Beine waren von einem Hexenschuß ein wenig steif,
und als er es endlich geschafft hatte, zum Stehen zu kommen, war es schon Zeit,
wieder in den Bus zu steigen. -
Gianni Celati, Cevenini und Ridolfi. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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