Neger, nackter  Als ich mich von Dédée verabschiedete und Johnny den Rücken zukehrte, merkte ich, daß etwas vor sich ging, ich sah es in Dédées Augen, und drehte mich rasch um (vielleicht hatte ich etwas Angst vor Johnny, vor diesem Engel, der wie mein Bruder ist, vor diesem Bruder, der wie mein Engel ist) und ich sah, daß Johnny die Wolldecke, in die er eingehüllt war, plötzlich von sich gestoßen hatte und völlig nackt in dem Sessel saß, die Beine angezogen, die Knie am Kinn, zitternd, aber lachend, von Kopf bis Fuß nackt in dem schmuddeligen Sessel.

»Es wird langsam warm«, sagte Johnny. »Bruno, schau mal, was für eine schöne Narbe ich zwischen den Rippen habe.«

»Deck dich zu«, befahl Dédée, verschämt und ohne zu wissen, was sie dazu sagen sollte. Wir kennen uns gut genug und ein nackter Mann ist nichts weiter als ein nackter Mann, immerhin hat Dédée sich geschämt und ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte, um nicht den Eindruck zu erwecken, daß das, was Johnny tat, mich schockierte. Er wußte das und sein riesiger Mund lachte, obszön hielt er die Beine in die Höhe, sein Geschlecht hing über den Rand des Sessels wie bei einem Affen im Zoo, und auf seinen Schenkeln waren seltsame Flecken, vor denen mich ekelte. Da hat Dédée nach der Wolldecke gegriffen und ihn schnell eingewickelt, während Johnny lachte und sehr glücklich zu sein schien.  - Julio  Cortázar, Der Verfolger. In: J.C., Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am Main 1998

 

Neger Nacktheit

 

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