asenwachstum Kaum hatte er gelogen, da wurde seine Nase, die ja schon lang genug war, noch um zwei Finger länger. »Und wo hast du sie verloren?« »Im nahen Wald.«
Nach der zweiten Lüge wurde seine Nase noch länger.
»Wenn du sie im nahen Wald verloren hast«, sagte die Fee, »suchen wir sie und
werden sie finden. Denn alles, was dort verloren geht, findet sich immer wieder.«
»Ach, jetzt erinnere ich mich genau«, sagte der hölzerne Junge betreten, »die
vier Goldstücke habe ich gar nicht verloren, sondern ich habe sie, ohne es zu
merken, verschluckt, als ich Eure Medizin trank.« Bei dieser dritten Lüge wurde
seine Nase so riesenlang, daß der arme Pinocchio sich nach keiner Seite mehr
umdrehen konnte. Drehte er sich nach der einen Seite, stieß seine Nase gegen
das Bett oder die Fensterscheiben, drehte er sich nach der anderen Seite, stieß
sie gegen die Wände oder die Zimmertür, und hob er ein wenig den Kopf, hätte
er sie der Fee fast ins Auge gestoßen. -
Carlo Collodi, Pinocchios Abenteuer. Die Geschichte einer Holzpuppe. Stuttgart
1986 (Reclam 8336, zuerst 1881 ff.)
Nasenwachstum (2) Die Messungen
über das Größenwachstum der Nase erfolgten in Anlehnung an die Arbeit
von SCHULTZE, der entsprechende Untersuchungen während der ersten beiden Lebensjahrzehnte
durchgeführt hat. Die eigenen Untersuchungen an Individuen aller Lebensalter
haben ergeben, daß auch die Nase eine über das ganze Leben fortdauernde Vergrößerung
erfährt, die allerdings wesentlich geringer ist als diejenige der Ohren. Nach
unseren Messungen ist vom 20. bis 70. Lebensjahr und älter eine durchschnittliche
Vergrößerung der Nasenlänge von 4 mm anzunehmen. Diese ist mit großer Wahrscheinlichkeit
ausschließlich auf eine Vergrößerung des knorpligen Skelettes zu beziehen, und
es dürfte sich auch hier ein interstitielles Wachstum durch Ablagerung von Stoffwechselprodukten
handeln, wie sie PELLNTTZ für die Ohrmuschel festgestellt hat. Entsprechende
Untersuchungen dürften bei der Nase aber auf große Schwierigkeiten stoßen, weil
hier die Gewinnung von Untersuchungsmaterial wegen der möglichen, hierdurch
bedingten Entstellungen nicht so leicht durchführbar ist, wie die Entnahme von
Ohrknorpel an der Leiche. - Arssam Montacer-Kuhssary:
Untersuchungen über das Größenwachstum der Ohrmuschel und der Nase des
Menschen. Diss. FU Berlin 1959
Nasenwachstum (3)
Nasenwachstum (4) Die Tür öffnete sich und hinein trat der alte Manasse mit seinem Neffen, dem Baron Benjamin Dümmerl aus Wien. - Bensch ging gerade los auf Albertinen, die ihn zum erstenmal in ihrem Leben sah und sprach in schnarrendem Ton, indem er ihre Hand faßte: „Ha, bestes Mädchen, da bin ich nun selbst, um mich Ihnen zu Füßen zu werfen. - Verstehen Sie! das ist nur solch eine Redensart, der Baron Dümmerl wirft sich niemanden zu Füßen, auch nicht Sr. Majestät dem Kaiser. Ich meine, Sie sollen mir einen Kuß geben." - Damit trat er noch näher an Albertinen heran und beugte sich nieder, doch in demselben Moment geschah etwas, worüber sich alle, den Goldschmied ausgenommen, tief entsetzten. Benschs ansehnliche Nase schoß plötzlich zu einer solchen Länge hervor, daß sie dicht bei Albertinens Gesicht vorbeifahrend mit einem lauten Knack hart anstieß an die gegenüberstehende Wand. Bensch prallte einige Schritte zurück, sogleich zog sich die Nase wieder ein. Er näherte sich Albertinen, dasselbe Ereignis; kurz hinaus, hinein schob sich die Nase wie eine Baßposaune.
„Verruchter Schwarzkünstler", brüllte Manasse, und indem er einen verschlungenen Strick aus der Tasche zog und ihn dem Kommissionsrat zuwarf, rief er: „Ohne Umstände, werfen Sie dem Kerl die Schlinge über den Hals, dem Goldschmied, mein :ch, dann ziehen wir ihn ohne Widerstand zur Tür hinaus und alles ist in Ordnung." - Der Kommissionsrat ergriff den Strick, statt aber dem Goldschmied, warf er dem alten Juden den Strick über den Hals, und sogleich prallten beide auf in die Höhe bis an die Stubendecke und wieder herab, und so immer fort herauf und herab, während Bensch sein Nasenkonzert fortsetzte und Tusmann wie wahnsinnig lachte und plapperte bis der Kommissionsrat ohnmächtig, ganz erschöpft in den Lehnsessel niedersank.
„Nun ist's Zeit, nun ist's Zeit", schrie Manasse, schlug an die Tasche
und mit einem Satze sprang eine übergroße ab scheußliche Maus
hervor und gerade los auf den Goldschmied Aber noch im Sprunge durchstach sie
der Goldschmied mit einer spitzen, goldnen Nadel, worauf sie mit einem gellenden
Schrei verschwand, man wußte nicht wohin. - E. T. A. Hoffmann, Die Brautwahl (aus:
Die Serapionsbrüder)
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