Nasenverteidigung  Der Fremde sagte der Schildwache, die ihn am Schlagbaum examinierte, er sei am Vorgebirge der Nasen gewesen, reise nach Frankfurt und werde in einem Monat auf seinem Weg nach der krimischen Tatarei wieder durch Straßburg kommen. Die Schildwache sah dem Fremden ins Gesicht — sie hatte in ihrem Leben wohl noch keine solche Nase gesehen!

„Sie ist mir sehr zustatten gekommen", sagte der Fremde; hierbei zog er das Handgelenk aus einer schwarzen Bandschleife, an der ein kurzer Säbel hing, fuhr mit der Hand in seine Tasche, berührte sehr höflich mit der linken Hand, während er seine Rechte ausstreckte, den Vorderteil seiner Reisemütze, drückte der Schildwache einen Gulden in die Hand und passierte.

„Es ist doch dumm", sagte die Schildwache zu einem kleinen, zwergartigen, säbelbeinigen Trommler, „daß ein so höflicher Mensch seine Scheide hat verlieren müssen. Er kann nicht ohne eine Scheide für seinen Säbel reisen, und in ganz Straßburg wird er doch keine passende finden." — „Ich habe niemals eine gehabt", sagte der Fremde, der sich nach der Schildwache umsah und bei diesen Worten mit der Hand an seine Mütze faßte. „Ich trage ihn so", fuhr er fort und hielt dabei den bloßen Säbel hoch, während sein Maultier langsam weiterging, „um meine Nase zu verteidigen."

„Das ist sie auch wohl wert, edler Fremdling", versetzte die Schildwache.  

„Nicht einen Heller ist sie wert", sagte der säbelbeinige Trommler. „Es ist eine Nase aus Pergament."

„So wahr ich ein rechtgläubiger katholischer Christ bin — wenn sie auch sechsmal so groß ist, es ist eine Nase", sagte die Schildwache, „wie meine eigene."

„Ich habe sie knittern hören", sagte der Trommler.

„Blitz und Hagel! Ich habe sie bluten sehn", versetzte die Schildwache.

„Wie schade", rief der säbelbeinige Trommler, „daß wir sie nicht beide befühlt haben!"  - Hafen Slawkenbergius, nach (shan)

 

Nase

 

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