asentraurigkeit
Die Nase hatte plötzlich keine Lust mehr, im Gesicht mitzumachen. Sie hielt
sich für feiner als der Rest des Pöbels. Die Augen fand sie zu glasig und
sie hielt es für eine Zumutung, unter ihnen arbeiten zu müssen. Wenn sie
schon im Gesicht tätig sein sollte, dann hätte die Nase standesgemäß über
den Augen sitzen müssen, aber da saß schon die Stirn, das pickelige Luder,
und wollte den Platz nicht räumen. Am schlimmsten fand die Nase es aber,
dass sie ausgerechnet zwischen den albernen Wangen lag, die unentwegt blöde
Witze über die Länge der Nase machten. Der Mund hielt sich für den Chef
des Gesichtes und war sehr arrogant. Nur für das Kinn hegte die Nase eine
heimliche Schwärmerei, doch das Kinn hatte sich bereits ein Doppel zugelegt
und war nicht mehr zu haben. Die Nase begann, vor Traurigkeit zu triefen.
Nur die weisen Ohren, die sich nicht dem Gesicht zugehörig fühlten, konnten
die Nase ein bisschen trösten.
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Die Wahrheit vom 3. Juni 2013
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