nasenstreit ... weil nämlich schon alles im Slawkenbergius enthalten ist, sage ich ebenfalls nichts über Scroderus (Andrea), der sich, wie alle Welt weiß, mit großer Heftigkeit gegen Prignitz wandte und auf seine eigene Art bewies, erstlich durch logische Schlüsse und dann durch eine Reihe nichtssagender Erfahrungen, "Prignitz sei mit seiner Behauptung, die Einbildung wirke auf die Nase, so weit entfernt. von der Wahrheit, daß gerade das Gegenteil richtig sei, daß nämlich die Nase auf die Einbildung wirke".

Die Gelehrten bezichtigten hierin den Scroderus einer unanständigen Sophisterei, und Prignitz schrie im Disput ganz laut, Scroderus habe ihm diese Idee untergeschoben, aber Scroderus blieb bei seiner Behauptung.

Mein Vater erwog gerade bei sich, welcher von beiden Seiten er beitreten sollte, als Ambrosius Paraeus in einem Augenblick die Sache entschied und ihn dadurch, daß er sowohl Prignitz' als Scroderus' System über den Haufen warf, beiden Parteien in der Kontroverse entzog.
...

Dieser Ambrosius Paraeus war erster Wundarzt und Nasenflicker bei König Franz dem Neunten von Frankreich und stand in großem Ansehen bei diesem und den beiden vorhergehenden oder nachfolgenden Königen (ich weiß nicht, welche), und abgesehen von dem Kunstfehler, den er in der Geschichte mit Taliacotius' Nase und in der Art, wie er sie wieder ansetzte, beging, schätzte ihn die ganze Ärzteschaft seiner Zeit als einen Mann, der mehr von der Nasenwissenschaft verstand als irgendein Mann, der nur je eine Nase betastet hatte.

Dieser Ambrosius Paraeus nun überzeugte meinen Vater, daß die wahre und wirkende Ursache dessen, was die Aufmerksamkeit der Welt so stark auf sich gezogen hatte und woran Prignitz und Scroderus soviel Gelehrsamkeit und Talent verschwendet hatten, weder das eine noch das andere sei, sondern die Länge und Güte der Nase hingen bloß davon ab, wie sanft und weich die Brust der Amme sei, ebenso wie die Kürze und Plattheit der Nasen der Spätergeborenen davon abhingen, wie prall und elastisch dieses nährende Organ bei den jungen und frischen Ammen beschaffen sei, was zwar angenehm für die Frau, aber schädlich für das Kind sei, indem seine Nase dadurch so gestaucht, geprellt, verkleinert und verkühlt werde, daß sie unmöglich ad mensuram suam legitimam gelangen könne; wenn aber die Brust der Mutter oder Amme fein weich und nachgiebig wäre, sagt Paraeus, würde die Nase, indem sie hineinsinke wie in ein Stück Butter, gehegt, gepflegt, gestärkt, genährt, gesteift und zum ständigen Wachstum angeregt.

Ich habe bei Paraeus nur zweierlei anzumerken: erstlich, daß er alles dieses mit äußerster Schamhaftigkeit und Wohlanständigkeit im Ausdruck erklärt und beweist - wofür seine Seele in ewigem Frieden ruhen möge!

Und zweitens, daß die Hypothese des Ambrosius Paraeus nicht nur die Systeme des Prignitz und Scroderus völlig umstürzte, sondern auch zugleich das System des Friedens und guten Einvernehmens in unserer Familie über den Haufen warf und drei volle Tage hintereinander nicht nur meinen Vater und meine Mutter miteinander entzweite, sondern auch das ganze Haus und alles, was darin war, meinen Onkel Toby ausgenommen, auf den Kopf stellte. - (shan)
 
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