asenphysiognomik   Bei den Nasenformen kommt Le Brun zu ähnlichen Schlüssen wie Porta. Die Adlernase ist auch für ihn ein Zeichen genialer Menschen. Wenn sich aber die Biegung über die ganze Nase erstreckt, spreche das für einen weniger guten Charakter. Diejenige Nasenform, die dem Schnabel des Papageis nahe kommt, sei ein Zeichen des Schwätzers. Die Rabennase zeuge von Schlechtigkeit.  - Otto Baur, Bestiarium Humanum. Gräfeling vor München 1974

Nasenphysiognomik (2)  Eine lange nach unten gebogene Nase ist ein gutes Zeichen. Sie zeigt einen strengen, weisen, verschlossenen, unbarmherzigen, aber gerechten Menschen an etc.

Eine Stumpfnase zeigt einen falschen, bösen, unkeuschen, lügenhaften und wankelmütigen Menschen an etc.

Eine Spitznase ist ein Zeichen eines listigen, spöttischen Menschen.

Eine lange Nase zeigt einen bei allen seinen Werken langsamen Menschen an etc., gewöhnlich aber auch einen guten Geruchsinn etc.  - (par)

Nasenphysiognomik (3)  Die Nase ist es, durch welche der Charakter des menschlichen Antlitzes am entschiedensten bezeichnet wird. Kein Thier hat eine eigentliche Nase, sondern das Analogon liegt dort flach und wenig oder gar nicht von der Kiefergegend getrennt. Selbst in den menschenähnlichsten, den Affen, fehlt fast überall seine Erhebung, nur der Kaho (Semnopithecus nasica) hat eine rüsselartig weit vorstehende Nase (Fig. 61), gleichsam eine Caricatur der menschlichen. - In gewissen niedern Gattungen (namentich Elefanten, Schweinen, einzelnen Mäusen, Robben u. s.w)  wächst dann dieses Organ dann aus zu dem vom menschlichen Typus sich ganz entfernenden Gebilde des Rüssels. - Nichts entstellt daher auch das menschliche Antlitz mehr als Verlust oder grobe Verunstaltung der Nase, und Das, was ich oben schon über die Bedeutung ihrer halb knöcheren, halb knorpeligen Grundlage gesagt habe, nämlich daß sie eine vollkommene Verlängerung der Schädelwirbelsäule darstelle, erklärt nunmehr nicht nur, warum, im Menschen, wo das Schädelgewölbe so schön und großartig sich  entwickelt, auch diese Schädelfortsetzung so sehr im höchsten Sinne für das Menschliche charakteristisch sein muß, sondern wir lernen daran auch verstehen, warum nicht selten gewisse Störungen gesunder Entwicklung der gesamten Wirbelsäule, namentlich Schiefheiten und Verbiegungen, sich sehr bestimmt in der Nase anzeigen, dergestalt, daß schiefe und verbogene Nasen ganz unter ähnlichen Verhöltnissn,und zuweilen gleichzeitig vorkommen, wo dieselben Abnormitäten im Rückgrath oder Schädel sich anzeigen.  - Dabei ist nun in Richtung, Größe, Zeichnung, ja selbst Färbung der Nase eine außerordentliche und höchst bedeutungsvolle Mannichfaltigkeit gegeben.

Um jetzt wirklich eine physiologisch begründete Ordnung in diese Mannichfaltigkeit zu bringen, sind zuvörderst gewisse Mittelpunkte einzelner Gestaltenreihen festzuhalten. Einen solchen gewährt aber einerseits die Form, mit welcher die Nase im zarten Kinde anhebt (Fig. 62), und andererseits die, mit welcher ihre Entwicklung im normal gebildeten Mannes- oder Frauenkopf sich vollendet (Fig. 63);

wieder einen andern solchen Mittelpunkt gewährt dann die flach und schief gerade vorwärts gestreckte Nase, welche in höhern Tieren sogar in eigentümlicher Schönheit auftreten kann (s. Fig. 64), im Menschen aber, weil sie dort durchaus den thierischen Charakter nachbildet, nur im Idioten sich rechtfertigt (Fig. 65), und als den letzten besondern Typus darf man dann die ebenfalls flach, aber perpendicular von der Stirn absteigende Nase betrachten, in welcher die Form  des längst typisch gewordenen griechischen Ideals  (Fig. 66) sich abschließt.

Zwischen diesen vier Punkten liegt nun eine unendliche Mannichfaltigkeit von Übergangsbildungen, von welchen jetzt die wesentlichsten ebenfalls ihrer Bedeutung nach dergestalt zu verfolgen sind, daß man immer die Formen, welcher einer jener vier centralen am nächsten stehen, am entschiedensten zusammenfaßt und um dieselbe gruppirt. Also 1) die Kindsnase: zu ihr gehören die Stumpfnasen, aufgeworfenen und aufgestülpten, überhaupt die kleineren Nasen. - Ebenso wie etwa die oben vorgewölbte Stirn des Erwachsenen stets eine deutliche Kindesähnlichkeit darstellt und deshalb sogar von Gall als Organ der Gutmüthigkeit aufgeführt worden ist, so stellt die kleine aufgeworfene Nase am vollkommen ausgebildeten Kopfe nicht minder eine Kindesähnlichkeit dar, und es darf deshalb nicht Wunder nehmen, wenn an Individuen mit Nasen dieser Art, auch im Geistigen, mehr die Zeichen einer unvollkommenen Entwicklung, als die der höheren Reife sich bemerklich machen. Sehr richtig stimmt es damit überein, daß die Stumpfnase eines der charakteristischen Zeichen des großen Stammes der Nachtvölker abgibt (die Stumpfnase der Neger ist bekannt), und daß im Ganzen in den Tagvölkern bei Frauen die Nasenformen häufiger vorkommen als bei Männern; weshalb denn freilich nun auch hier gerade bei dem andern Geschlecht die vollkommenere und feinere Durchbildung der Nase stets eine höhere Bedeutung hat und mehr für geistiges Übergewicht der Persönlichkeit zeugt, während das bleibend gewordene Stumpfnäschen (Fig. 67),  bei schönem glücklichem Kopfbau, zwar allerdings zum Zeichen einer gewissen, mitunter sehr anmuthigen und  heitern, vielleicht auch vorwitzigen Naivetät werden kann, ähnliche Bildungen dagegen, bei übrigens geringer Begabung, den Charakter der Unbedeutendheit und oftmals selbst den der Roheit entschieden vermehren. Kleine Stumpfnasen sind in den Männern der Tagvölker selten und geben, wo sie vorkommen, immer ein Zeichen der Schwäche und geringer geistiger Individualität ab, so wie dicke und stumpfe Nasen gewöhnlich den vorwaltend materiellen sinnlichen Charakter andeuten, während aufgestülpte, mit weiten Naslöchern versehene Nasen (Fig. 68) ein fast nie trügendes Zeichen einer leeren, wie man bezeichnend zu sagen pflegt, aufgeblasenen eiteln Gesinnung zu sein pflegen. - Um das Letztere ganz zu verstehen, muß man übrigens wissen, daß allerdings die in ihrem Höhlenbau so künstlich gewundenen Nasenkanäle ebenso die Bedeutung haben, im Kopfe die Wiederholung der Brustorgane darzustellen, als in der Mundhöhle eine Andeutung der Verdauungsorgane erscheint; man muß fernerwissen, welche geistige Signatur der Athemapparat überhaupt hat, indem er die thätige, mutige, energische Seite des Lebens vertritt, so daß dann allerdings eine physiologische Begründung nicht fehlt, wenn schon die frühen Physiognomen des Satz aufstellten: "Große Nasenlöcher sind Zeichen von Kraft, Mut, Stolz, kleine von Schwäche und Furchtsamkeit". -  Kommen daher große, weite Nasenlöcher bei einer kindisch aufgeworfenen Nase vor, so ist deutlich daran abzulesen, daß etwas Incongruentes vorliegt, ganz so wie bei der leeren, hochmütigen Persönlichkeit eines Malvoglio die innere wahre Macht des Willens fehlt, während eine hohle Gereittzheit und Selbstgenügsamkeit nur zu deutlich hervortritt. - Ferner hat man sich jener physiologischen Signatur zu erinnern, indem man 2) die durchgebildeten und ausgewachsenen Nasen betrachtet. - Schon daß da, wo überhaupt die Respiration kräftiger und voluminöser ist, d. h. im männlichen Geschlecht, die Nase größer und schärfer in der Zeichnung zu sein pflegt, als im weiblichen, ist sehr bestimmt symbolisch. - Große stark modellierte Nasen sind daher bei Frauen überhaupt selten, und wo sie vorkommen, werden sie zu Zeichen einer mannweiblichen, harten, unschönen Gemütsart. Im Manne sind als hierher gehörige Hauptformen die lange (Fig. 69), die gebogene (Fig. 70), die gespaltene (Fig. 73), die dick=fleischige (Fig. 71) und die magere zugespitzte Nase (Fig. 72) zu unterscheiden.

 

Daß jede dieser Formen eine bestimmte und von denen der übrigen sehr verschiedene Charakteristik hat, wird man beim ersten Blick sich selbst sagen, und die Physiognomen haben denn auch gerade hierüber schon seit alten Zeiten sehr viel gesammelt, wie denn namentlich Porta gar nicht unglücklich durch  Zusammenstellung mit Thierköpfen charakterisiert hat. Bemerkenswert ist hier zunächst, daß nicht alle diese Verschiedenheiten genuine Naturformen sind, sondern daß sie zum Theil auch pathognomisch genommen werden müssen, weil sie aus derart der Lebensführung mit hervorgehen; so namentlich due Fig. 71 und 72 (die erste durch übermäßige Ernährung und Weingenuß *), die andere durch Abmagerung, Gewohnheit des Schnupfens und des Ziehens an der Nasenspitze. Am wenigsten ist dies der Fall bei Figur 69, 70, 73, welche ganz auf ursprünglicher Bildung beruhen, und, indem sie alle drei, obwol jede auf andere Weise, eine besonders kräftige Entwicklung der respiratorischen Kopfgebilde anzeigen, so werden die hinsichtlich der Constitution, je nach den übrigen Verhältniissen, bald nach der pneumatischen, cholerischen oder athletischen , sowie im Bezug auf das Temperament nach dem sanguinischen oder cholerischen deuten, hinsichtlich der geistigen Anlagen aber gwöhnlich (nämlich bei zugleich günstigem Kopfbau und wenn sie selbst sich nicht zur Caricatur ausdehnen) gute Verhältnisse bedingen. Will man übrigens noch bestimmter nach Bedeutung dieser typischen Gestalten im Einzelnen forschen, so bleibt die langgestreckte Form (Fig. 69), soweit sie sich hinlänglich fernhält von derThierähnlichkeit, durch die in ihr hervortretende Verlängerung der Stirngegend insgemein mit einer intelligenten, forschenden produktiven Natur eines feinen Geistes symbolisch verbunden. Sterne z. B. zeichnete sich sehr durch eine Nase dieser Art aus. - Was die stark gebogene, sogenannte Adler-, oder (wie man sie bei einem schlechteren Kopfbau und sehr herabgebogner Spitze auch nennt) Habichtsnase betrifft (Fig. 70), so kommt sie gewöhnlich im Verein mit minderer Entwickelung des Vorderhauptes und stärkerer Ausbildung des Hinterhauptes vor, so daß auch schon aus diesem Grunde sie mehr mit willenskräftiger Energie als mit starkem Vorwiegen erkennenden Vermögens zusammengeht. Ein schöner Tscherkessenschädel meiner Sammlung zeigt diese Individualität sehr schlagend, welche übrigens auch in den durch Einwirkung der slawischen Stämme sehr im Bau veränderten Neugriechen die vorherrschende zu sein pflegt. Ebenso gehört die jüdische Spürnase mit mehr hinaufgezogenen Nasenflügeln häufig zu dieser Rubrik und vollendet nebst den einander so nahe rückenden Augen, insbesondere die sprechende Physiognomie des israelitischen Stammes.  - Ähnliches auch deutet die Spaltung der Nase (Fig. 73) an, indem sie gleichsam die Fortsetzung dessen ist, was wir am Vorderhaupte, als Gegensatz zur Entwickelung in der Breite, die analytische Richtung genannt haben und als Zeichen vorwaltender Antithese im Geistesleben betrachten durften. Männer mit scharfem praktischen Weltverstand sind es daher nicht selten, an welchen bei bedeutendem Kopfbau starke und an der breiten Spitze etwas gespaltene Nasen gefunden werden. Ohne solchen Kopf ist freilich auch diese Nasenbildung häufig genug nur eine Rohigkeit mehr in den Zügen des gesammten Antlitzes. - Wohin ferner die dicke fleischige, oft zugleich auch rothgefärbte Nase deutet, spricht dem natürlichen Gefühl sich schon von selbst aus. Es kann gewiß kein günstiges Zeugnis dem Geiste ausstellen, wenn gerade an einer unmittelbaren Fortsetzung des Vorderhauptes sich größere Massen zellstoffiger blutreicher Substanz anhäufen. Nichtsdestoweniger wird jedoch bei sonst günstiger Kopfbildung und aufgewecktem Naturell eine Nase dieser Art jenen Schimmer bequemer Sinnlichkeit und lebensfrohen Humors über das Gesicht werfen könne, welcher einen Falstaff trotz seines argen Materialismus zu einer der merkwürdigsten Schöpfungen des Dichters ausprägt. - Den gerade entgegengesetzten Eindruck wird die magere zugespitzte Nase gewähren. Eine gewisse Verkümmerung und Verknöcherung alles frischen Lebens, eine trockene Spürkraft mehr, als eigentliche Intelligenz, ein Verneinen jeder wärmen Gemüthsrichtung, und ein geiziges Haften an leerer, eigentlich nur sogenannter Wirklichkeit, bei einer häufig atrabilarischen Constitution und melancholischem Temperamente, ist es gewöhnlich, was, wenn nicht eine sehr ausgezeichnete Schädelbildung die Bedeutung verbessert, oder einigermaßen ein hohes Alter diese Umbildung rechtfertigt, mittels einer solchen Nasenform am bestimmtesten verkündigt wird.

Wir haben nun bei letztern Betrachtungen bisher wesentlich Nasen männlicher Individuen im Auge gehabt; bei Frauen kommen die erwähnten Hauptformen wol ebenfalls vor, jedoch meistens nur in schwächern Andeutungen.  Als Regel darf man hier aufstellen, daß bei ihnen, wenn irgend die lange, die gebogene, die fleischige, die spitze, die gespaltene Nase sehr ausgesprochen erscheint, so wird dies in Gestalt und Ausdruck auch sogleich zur Caricatur werden. So ist z. B. die dicke fleischige Nase bei einem Manne noch mit dem Charakter eines gelehrten Prälaten, sowie eines Fallstaff, wohl zu verbinden, da sie im Gegenteil dem Frauengesicht sofort den der vollkommensten Gemeinheit aufdrückt; so wird die knöcherne spitze Nase, ebenso wie die Adlernase (die man dann lieber mit dem Namen der Habichtsnase bezeichnet) nur dem Charakter der Hexe von Endor wohl anstehen, und die gespaltene Nase fast nie vorkommen, oder wenn sie ja an einer stumpfen Weibernase existirt, den Charakter der ärgsten Gemeinheit ausdrücken. Daß gagegen auch gerade bei Frauen, eben weil dem Geschlechte im Ganzen die mehr unentwickelte stumpfere Form eignet, es im geistigen Dasein es stets etwas sehr Distinguiertes anzeigt, wenn eine feine Zeichnung das nun etwas größere Organ schön und eigenthümlich modellirt, dergestalt, daß nur in leisen Andeutungen etwa eine der obigen Grundformen sich noch bemerkbar macht, haben bereits die früheren Physiognomen richtig erkannt, jedoch hier sowenig als anderwärts die physiologische Begründung einsehend. Geht man tiefer, so wird hieraus sogar klar werden, warum Frauengesichter von ausgezeichneter Schönheit, deren Nase dann ohne bestimmtere Modellierung dann mehr oder weniger dem griechischen Idealtypus sich nähert, meistens keine Anzeichen besonderer geistiger Anlagen zu gewähren pfkegen.

* Es ist physiologisch merkwürdig, daß die geistigen Getränke, deren Hauptwirkung auf das Gehirn geht und die somit auch die Kopfwirbel mit afficieren müssen, zwar an den Bedeckungen der Schädelwirbel nicht viel verändern können (höchstens das Kahlwerden des Kopfs, infolge größerer Erhitzung der Kopfhaut, wird dadurch bewirkt), wol aber in der Fortsetzung des Schädels, d. h. über den Antlitzwirbeln der Nase, Aufhäufung von Zellstoff und Congestionen in den Blutgefäßen so häufig bedingen.

 - Carl Gustav Carus, Symbolik der menschlichen Gestalt. Darmstadt 1962 (zuerst 1852)

 

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