Nasenklassifikation  »Übrigens, wo haben Sie Ihre her?«, fragte er glucksend.

Auch ich lachte jetzt und erwiderte, er sei nicht der erste, der meine Nase zu groß fände, aber er bemerkte, sie sei nicht nur zu groß, er fände sie einfach ungewöhnlich, aber ich solle mir deshalb keine Gedanken machen, denn irgendjemand habe bei irgendeiner Gelegenheit einmal gesagt, exquisite Schönheit sei ohne einen leisen Makel in der Proportion gar nicht denkbar.

»Wenn das tatsächlich stimmt«, setzte er noch obendrauf, »dann könnten Sie sogar als ganz flotter Jüngling durchgehen.«

Mir gelang wieder ein heroisches Lächeln, aber als er es bemerkte, sagte er, das sei nicht als Witz gemeint, denn die Geschichte mit den Nasen sei mitnichten so lächerlich wie es vielleicht auf den ersten Blick den Anschein haben könnte. Er erklärte mir, die Nase sei ein besonderes Attribut des Menschen, und nicht einmal die höchst entwickelten Affen könnten sich einer Nase rühmen.

»Stimmt auch wieder«, gab ich zu, sein Verhalten indes erschien mir immer besorgniserregender.

Er aber fuhr fort, daß man die Menschen, je nachdem wie ihre Nasen ausfielen, in leptorhin, mesorhin und platirhin - ich glaube, das waren seine Worte - klassifizieren und nach einem Nasalindex unterteilen könne. Letzteren errechne man, indem man die Breite der Nase durch ihre Länge teile und das Ergebnis mit zehn multipliziere.

»Soll ich ehrlich mit Ihnen reden«, gestand er mir, »so muß ich Ihnen sagen, daß es tatsächlich eine ganze Menge Gründe gibt, warum sich die Menschen voneinander unterscheiden.«   - Javier Tomeo, Unterhaltung in D-Dur. Berlin 1995

 

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