asenflöte Die
Verdecke waren beständig mit Indianern beyderley Geschlechts angefüllt,
die alle Winkel durchstöberten, und maußten, so oft sie Gelegenheit fanden.
Abends erlebten wir einen Auftritt, der uns neu und sonderbar, denen aber etwas
Bekanntes war, die schon zuvor auf Tahiti gewesen waren. Unsre Matrosen hatten
nemlich eine Menge Weibsleute vom niedrigsten Stande aufs Schiff eingeladen,
die nicht nur sehr bereitwillig gekommen waren, sondern auch, wie alle ihre
Landsleute zurückkehrten, nach Untergang der Sonne noch an Bord blieben. Wir
wußten zwar schon, von unserm vorigen Ankerplatze her, wie feil die tahtischen
Mädchens sind; doch hatten sie dort ihre Ausschweifungen nur bey Tage getrieben,
des Nachts hingegen sich nie gewagt auf dem Schiff zu bleiben. Hier aber, zu
Matavai, hatte man den englischen Seemann schon besser ausstudirt, und die Mädchen
mußten ohne Zweifel wissen, daß man sich demselben sicher anvertrauen könne,
ja, daß dies die herrlichste Gelegenheit von der Welt sey, ihm an Corallen,
Nägeln, Beilen oder Hemden alles rein abzulocken. Es gieng also heute Abend
zwischen den Verdecken vollkommen so ausschweifend lustig zu, als ob wir nicht
zu Tahiti, sondern zu Spithead vor Anker gelegen hätten. Ehe es ganz dunkel
ward, versammleten sich die Mädchen auf dem Verdeck des Vordertheils. Eine von
ihnen blies die Nasen-Flöte; die übrigen tanzten allerhand Tänze, worunter verschiedne
waren, die mit unsern Begriffen von Zucht und Ehrbarkeit eben nicht sonderlich
übereinstimten. Wenn man aber bedenkt, daß ein großer Theil dessen, was nach
unsern Gebräuchen tadelnswert zu nennen wäre, hier, wegen der Einfalt der Erziehung
und Tracht, würklich für unschuldig gelten kann; so sind die Tahitischen Buhlerinnen
im Grunde minder frech und ausschweifend als die gesittetern Huren in Europa.
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for
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