asenbeißer
"Als
ich am Nervenfieber krank lag", berichtete eine Frau, "vermißte mich
meine Katze sofort, suchte mich und setzte sich so lange an die Tür des
Krankenzimmers, bis sie Gelegenheit fand, hereinzuschlüpfen. Hier tat
sie nun ihr Bestes, mich nach ihren Kräften zu unterhalten und zu
erheitern. Da sie jedoch merkte, daß ich zu krank war, um mit ihr
spielen zu können, setzte sie sich an meine Seite und schwang sich
förmlich zu meiner Krankenwärterin auf. Auf alles, was mit mir geschah,
gab sie genau acht, und sobald ich mich nach ihr umsah, erschien sie
augenblicklich mit freundlichem Schnurren bei mir. Niemand hätte
größere Wachsamkeit oder zärtlichere Sorgfalt für mich bekunden können.
Sehr bald wußte sie Bescheid über die verschiedenen Stunden, um welche
ich Arznei oder Nahrung nehmen mußte. Wenn meine Pflegerin nachts
zuweilen in Schlaf verfiel, weckte die achtsame Katze sie regelmäßig
zur bestimmten Zeit dadurch auf, daß sie ihr ganz sanft in die Nase
biß. Geradezu wunderbar erschien mir die Tatsache, daß sich das Tier,
trotzdem sich in meinem Zimmer keine Uhr befand, bei Tag wie bei Nacht
kaum um fünf Minuten in seinen Berechnungen irrte."
Aus all dem geht hervor, daß die Katzen die Freundschaft des Menschen in vollstem Maß verdienen.
- Alfred Brehm
Nasenbeißer
(2) Ein Buch ist ja keine Drehorgel,
womit uns der Invalide unter dem Fenster unerbittlich die Ohren zermartert.
Ein Buch ist sogar noch zurückhaltender als das doch immerhin mit einer gewissen
offenen Begehrlichkeit von der Wand herabschauende Bildnis. Ein Buch, wenn es
so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen,
welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an;
wer ihm die Nase nicht grad zwischen die Kiefern steckt, den beißt's auch nicht.
- Wilhelm Busch, Eduards Traum