ase,
krause
Zu der Zeit, als Santos Montmartre entdeckte, gesellte sich Demoisel
zu ihm und nahm an allen Ausflügen teil. Santos hatte
dem Neger erlaubt, ihn zu begleiten, weil er sich einen Gefährten wünschte und
es nicht wagte, seinen Bruder Pablo in Gefahr zu bringen. Bei Demoisel nun fand
er eine Kühnheit, die nicht geringer war als seine eigene. So wurden die beiden
in einem bestimmten Kreis von Zechbrüdern, Maîtres d'Hotel, Zigeunern und hübschen
Mädchen recht populär. Um aber die Wahrheit zu sagen: Der Neger mit seinen überlangen
Beinen, dem hohen Wuchs und seiner kurzen, drolligen Stupsnase,
der krausen Nase eines Pariser Laufburschen, die inmitten dieses afrikanischen
Hauptes höchst bemerkenswert war, vielleicht ein Erbstück seiner Mutter, der
Pariserin aus Port-au-Prince? — Demoisel also, dieses Stiefkind der Natur, hatte
keinerlei Erfolge bei den hübschen Mädchen aufzuweisen. Denn zu allem übrigen
war er auch noch gewalttätig, brutal und boshaft, und so kräftig, daß niemand
ihm zu widersprechen wagte, zumal wenn er zuviel getrunken hatte. In solchen
Augenblicken konnte nur Santos seiner Herr werden und ihn rechtzeitig ins Internat
zurückbringen. Die anderen Neger, die wir in Saint-Augustin hatten, galten als
Musterschüler und waren arbeitsam und sehr klug, friedliche, wortkarge Jungen,
hin und wieder mit einem Hauch Schwermut in den Augen. Demoisel also bildete
eine Ausnahme, und zwar eine schreckliche Ausnahme. In einigen Schülergruppen
erzählte man sich flüsternd von seinen traurigen Erlebnissen. Anscheinend besuchte
er gegen Santos' Willen während dieser berühmten Nächte irgendwelche Spelunken,
und dort sollte er Dirnen geohrfeigt und dafür bezahlt habern. - Valery Larbaud, Fermina Márquez. Frankfurt
am Main, Berlin
1992 (Ullstein-Tb. 30250, zuerst 1911)
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