ase, diebische   Nein, das Einbrechen ist kein Geschäft. Dieser ausgezeichnete Einbrecher hat nach seiner eigenen Erinnerung etwa 55 Einbrüche ausgeführt. Er hat Werte von zwei Millionen Mark erbeutet, und er hat dafür 42000 Mark gelöst.

Fritz Wald ist mit diesem Ergebnis durchaus unzufrieden, und es ist eine Bitterkeit in diesem blonden 27jährigen Menschen, der, für seine Münchener und Hamburger Einbrüche schon zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt, jetzt das Urteil für 19 Berliner Fälle in Empfang nehmen soll. Ein kleiner, schmaler Bursche. Das glatt zurückgestrichene Haar läßt nicht viel Stirn sehen, zeichnet aber die Konturen des hochgewölbten Schädels schwungvoll nach. Das glattrasierte Gesicht ist eher jünglingshaft. Die ausgesprochen diebische Nase springt kühn und spitz hervor, der Mund versteht zu lächeln, die Augen sind verschlagen, listig, klug und kühn.

Man glaubt ihm, der sich sprachlich fehlerlos, gewandt und mit einer gewissen Beredsamkeit ausdrückt, daß er aus bürgerlichen Kreisen stammt. Gelernt hat er nichts. Er brannte früh von Hause durch, machte seine ersten Streiche und kam in Fürsorgeerziehung. Er entlief und wurde eines schönen Tages Fassadenkletterer - weil es ihm einmal glückte.

Er sagte am Schluß seiner Vernehmung: »Ich habe oft einen moralischen Kater gehabt, wäre an einzelnen Tagen nicht imstande gewesen, was zu nehmen. Aber dann, wenn ich so im Smoking über den Kurfürstendamm ging, bekam ich plötzlich Lust. Es liegt ein eigener Reiz darin, einen tüchtigen Einbruch zu liefern. Es trieb mich Abenteuerlust. Zuweilen hatte ich Reue, versuchte ein anderes Leben. Eine Weile war ich Aushilfskellner, aber es ist ja doch damit nichts zu verdienen.«   - Sling, Der Fassadenkletterer vom "Kaiserhof". Berliner Kriminalfälle aus den Zwanziger Jahren. Hg. Ruth Greuner. Berlin 1990

 

Nase

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme