Nahrungsergänzungsmittel
(3) Docs Büro lag in der Nähe des Flughafens, in einer
Seitenstraße des East Irnperial. Er teilte sich die Räumlichkeiten mit einem
Dr. Buddy Tubeside, dessen Praxis hauptsächlich darin bestand, Leuten «Vitamin
B12» zu injizieren, ein Euphemismus für die selbsterfundene Amphetaminmischung
des Arztes. Trotz der frühen Stunde musste sich Doc an einer Schlange von Patienten
mit «Bia»-Mangel vorbeidrängeln, die bereits bis zum Parkplatz reichte: in Strandnähe
wohnende Hausfrauen mit einem gewissen Hang zur Melancholie, Schauspieler, die
zu Vorsprechterminen erscheinen mussten, tiefgebräunte alte Knacker, die einem
aktiven Tag voller Gelaber an der Sonne entgegensahen, Stewards, die gerade
einen stressigen Nachtflug hinter sich hatten, und sogar ein paar echte Fälle
von perniziöser Anämie oder Vegetarierschwangerschaft, und sie alle schlurften
im Halbschlaf vorwärts, rauchten Kette, redeten mit sich selbst und schoben
sich einer nach dem anderen in die Eingangshalle des kleinen Hohlblockgebäudes
und durch ein Drehkreuz, neben dem, in der Hand ein Klemmbrett, auf dem sie
sie abhakte, Petunia Leeway stand, eine Wahnsinnsfrau in gestärkter Haube und
einem Kittel von Mikrolänge, nicht so sehr eine richtige Schwesternkluft als
vielmehr ein lasziver Kommentar zu einer solchen. -
Thomas Pynchon, Natürliche Mängel. Reinbek bei Hamburg 2010
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