ahkampf
Die Liebe? Die von allen so vielgepriesene?
Sie selbst hatte sie nie so recht verstanden. Sie erinnerte sich an die über
ihr schwebenden Gesichter, die mit steigender Wollust zu unmenschlicher Einsamkeit
erstarrten. Wie Blinde! Wie Schlafwandler! Und der, dem es die meisten Qualen
zu bereiten schien, war zweifellos ihr Mann. Nicht daß sie etwa gefühllos wäre.
Sie liebte es, wenn die Hände über ihren Körper glitten. Wenn das alles nur
ein Spiel hätte bleiben können, statt in einen verzweifelten Nahkampf zwischen
zwei Körpern auszuarten! Wenn sie dann wieder zu sich kamen, betrachteten sie
sie mit haßerfüllter Verwirrung, als ob sie es ihr übelnähmen, sich in einer
Nacktheit vor ihr gezeigt zu haben, von der sie am liebsten nichts wissen wollten.
Auf diese Liebe konnte sie gern verzichten. -
Boileau-Narcejac, Leiche auf Urlaub. Reinbek bei Hamburg 1976
Nahkampf (2)
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