Nägelschneiden  Töten ist wie Fußnägel schneiden:
Wenn man sich anschickt, es zu tun, meint man,
es sei eine mühsame und beschwerliche Arbeit.
Wenn man es tut, stellt man fest, daß es nur ein kurzer Moment und man in Null Komma nichts damit fertig ist,
und man hat das Gefühl, es werde viel Zeit vergehen,
bis man es wieder tun muß.
Und ehe man sich versieht,
sind die Fußnägel wieder gewachsen.  - Andreu Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden  1994

Nägelschneiden  (2)  Wenn ich mir gerade die Nägel geschnitten oder den Kopf gewaschen habe, oder wenn ich beim Schreiben so ein Kollern in meinem Magen höre, habe ich wieder das Gefühl, mein Körper sei hinter mir zurückgeblieben (nicht daß ich in den Dualismus zurückfalle, aber ich unterscheide zwischen mir und meinen Nägeln), und wenn der Körper anfängt, nicht mehr recht mitzumachen und zuviel oder zuwenig wird. Anders gesagt: wir hätten längst eine bessere Maschine verdient. Die Psychoanalyse lehrt, wie die Betrachtung des eigenen Körpers frühzeitig Komplexe schafft. (Und Sartre, der in der Tatsache, daß die Frau »durchlöchert« ist, existentielle Implikationen sieht, die ihr ganzes Leben bestimmen). Es tut weh, zu denken, daß wir diesem Körper voraus sind, daß aber dieses Voraussein bereits ein Irrtum und ein Hemmschuh ist, denn diese Nägel, dieser Nabel,

ich meine etwas anderes, beinah Unfaßbares: nämlich daß die »Seele« (mein nicht-Nägel-Ich) die Seele eines nicht existierenden Körpers ist. Vielleicht hat die Seele den Menschen in seiner körperlichen Entwicklung vorwärtsgestößen, aber sie hat es satt, immer nur zu ziehen und zu schieben, und geht ihren Weg nun alleine weiter. Kaum tut sie zwei Schritte o weh!

geht die Seele kaputt, weil ihr wirklicher Körper nicht existiert und sie einfach fallen läßt, plaff. - (ray)

 

Körperpflege

 

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