Nadelstreifenanzug
(3) Der Pathologe zog die Plane weg. Morse, der
sich nicht in der Lage sah, noch ein zweites Mal den Anblick des
zerfetzten Halsstumpfes zu ertragen, hielt seinen Blick krampfhaft auf
die Schulterpartie und den Rumpf gerichtet- den Teil des Körpers, den
unversehrt zu lassen der Mörder (Morse fühlte, wie sich so etwas wie
Jagdinstinkt in ihm zu regen begann) offenbar für ungefährlich erachtet
hatte. Der Torso war mit einem formellen dunkelblauen
Nadelstreifenjackett bekleidet, das einmal Teil eines Anzugs gewesen
war, denn die Hose, oder besser die Reste der Hose, waren aus demselben
Material. Unter dem Jackett war ein weißes Hemd zu sehen sowie eine auf
merkwürdige Art und Weise gebundene, rostrote Krawatte. Als der
Pathologe das durchweichte Jackett vom Rumpf zog, überlief Morse
unwillkürlich ein Frösteln.
«Brauchst du die Hosen auch, ich meine, was von ihnen noch übrig ist?» erkundigte sich der Pathologe.
Morse schüttelte den Kopf. «Aber du kannst mal nachsehen, ob er was in den Taschen gehabt hat.»
Der Pathologe fuhr beherzt mit der Hand in die rechte
und in die linke Hosentasche, doch kam er bei beiden unten mit den
Fingern wieder heraus. Bedauernd schüttelte er den Kopf. Morse fühlte,
wie Übelkeit in ihm aufstieg.
«Vielleicht in seiner Gesäßtasche?» fragte er mit schwacher Stimme.
«O ja!» Der Pathologe hielt triumphierend ein mehrfach gefaltetes Stück Papier in die Höhe. - Colin
Dexter, Das Rätsel der dritten Meile. Reinbek bei Hamburg 1988
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