Nachzucken  Ich verlegte mein Interesse in der Folgezeit mehr auf die Elektrizität und begann das berühmte Experiment Galvanis mit Froschschenkeln nachzustellen. Während des Krieges wandte ich diese Fähigkeit an den langen Abenden in den Unterkünften an, um den amputierten oder abgerissenen Gliedmaßen von Kameraden für einen Moment wieder Leben einzuhauchen. Damals verspürte ich zum ersten Mal ein Gefühl von sexueller Erregung, weshalb ich auch nach dem Krieg von meiner Leidenschaft nicht lassen konnte. Fast jede Nacht trieb ich mich um den Bahnhof herum und sprach junge Kerle an, die ich zu überreden versuchte, mit mir nach Hause zu kommen, um sich dort von mir elektrisieren zu lassen. Um Bekanntschaften anzuknüpfen, hatte ich mir einen Scherzartikel zugelegt, eine Zigarettenschachtel mit Batterie, die demjenigen, der sie berührte, einen leichten Stromstoß versetzte. So hielt ich den Jungen, die ich ansprach, als Erstes auffordernd die Schachtel hin und beobachtete, wie sie auf den Schlag reagierten. Obwohl alle erschraken, huschte bei manchen gleichzeitig ein kurzes Lächeln über das Gesicht, andere zitterten wohlig, und es gab auch welche, die sich unwillkürlich an das Glied griffen, als verspürten sie eine von dort aufsteigende Erregung. Diesen bot ich Geld und nahm sie mit in das von der Stadt etwas abgelegene Haus meiner Großeltern, das den Krieg unversehrt überstanden hatte. Meine Großeltern waren mittlerweile verstorben, weshalb ich meinen Neigungen ungestört nachgehen konnte.

Es handelte sich dabei um ein anfänglich noch ungenaues, in den folgenden Monaten immer genauer festgelegtes Ritual, bei dem sich die Jungen auszuziehen und mit dem Bauch nach unten auf den Küchentisch zu legen hatten. Die Muskeln am Gesäß reagieren auf den applizierten Strom am effektivsten. Zumindest nimmt man ihr Zucken am deutlichsten wahr. Beim Gluteus Maximus etwa dauert das sogenannte Nachzucken bis zu 15 Sekunden mit einer Frequenz von bis zu vier Zuckungen pro Sekunde. Ein eindrucksvolles Schauspiel, das mir das Gefühl vermittelte, den Hintern meiner Schützlinge wie ein Instrument zu bedienen. Es brauchte natürlich einige Zeit, bis ich die perfekte Technik, das heißt die richtige Dosierung des Stroms, heraushatte. Auch musste ich feststellen, dass es eine Form der Akkumulierung von elektrischer Spannung im Körper zu geben scheint, obwohl ich in der einschlägigen Literatur keinerlei Hinweise zu diesem Thema hatte finden können. In der Praxis bedeutete dies, dass mir einige Jungen verstarben, obwohl ich nicht wie bei meinen ersten Experimenten zu viel Strom verwandt, sondern weil ich ihnen scheinbar zu viele leichte Stromstöße hintereinander versetzt hatte. Die Angaben der Zeitungen über die Anzahl der Leichen, die man im Keller meiner Großeltern gefunden haben will, sind jedoch maßlos übertrieben.  - (raf)

Zucken

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