acht, laue   «Alle Mann hierher», sagte der Variago und gab sich selber einen Ruck. «Die Nacht ist schön, und es gibt Wein und Sterne. Sternenwein, würde ich sagen», meinte er noch selbstgefällig. «Was für ein Ausdruck!», brummte Schnurende übelgelaunt.

«Alle Mann hierher, man soll trinken und singen. Bringt sie heraus!» Die beiden mit dem Dreispitz brachten Lucrezia heraus und schlossen sich der Gesellschaft an; Wein wurde verteilt. Lucrezia wehrte sich mit Stolz, doch war sie noch von Schluchzen überwältigt und murmelte ab und an irgend etwas.

«Roberto, achte auf dich, ich hasse dich. Die Schuppen auf deinem Kragen widern mich an. Du bist nicht blau, bist nicht durchsichtig. Dich hasse ich. Ihn liebe ich.»

Schuhnagel wandte sich dem Anwalt zu und meinte: «Vielleicht spricht sie von dem Wurm.»

Bleich vor Zorn erhob sich der Variago. Alle blickten auf ihn.

«Mädchen», sagte er eisig in seiner gewohnten Stimmlage, «ich könnte dich ja mit einem Strick zwischen den Beinen nackt an die Rah des Fockmasten hängen lassen. Und am anderen Ende des Strickes ruckweise ziehen, bis dein Fleisch geschunden ist. Und unter dir deine Blutstropfen auf die Stirn bekommen . . .»

Während des Redens gewann er seine Selbstbeherrschung wieder, und gleichzeitig kam auch Lucrezia wieder zu Kraft und Bewußtsein.

«Machen Sie's doch!» rief sie. «Ich mußte Ihnen sagen, daß ich Sie hasse und ihn liebe. Jetzt wissen Sie's.»

«Schon gut», erwiderte der Variago. - Tommaso Landolfi, Das Meer der Schaben, nach (land)

 

Nacht Lauheit

 

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