achleben   Zwei Iren, William Burke und William Hare, hattenunter der Beihilfe einiger Mitschuldiger einen regelrechten Handel mit den Körpern Ermordeter zu anatomischen Zwecken betrieben. Sie lockten umherziehendes fremdes Volk, Bettelweiber, Schwachsinnige und dergleichen armselige Wesen, nach denen voraussichtlich niemand fragen würde, in die Höhlen, wo sie hausten, besonders in Burkes ganz abseits am Westhafen gelegene Hofwohnung, versetzten sie dort in sinnlosen Rausch, um sie dann in diesem Zustand zu ersticken oder zu erwürgen. Wie sich später ergab, waren den Mördern, ehe ihnen das Handwerk gelegt wurde, auf jene Weise sechzehn Personen zum Opfer gefallen. Burke, der zum Tode verurteilt wurde, endete am 28. Januar 1829 am Galgen, während sein Spießgeselle Hare zur großen Entrüstung des Publikums der gleichen Strafe dadurch entging, dass er bei der Untersuchung als Kronzeuge füngierte.

Als treffendes Beispiel für die Prägung einer Metonymie hat der Name des Edinburger Mörders von 1828 den Wortschatz der englischen Sprache um ein neugebildetes Wort bereichert. Man fing nämlich an, das Wort burk (ohne Schluß-e) als Verbum für »ersticken« zu gebrauchen, sowohl im buchstäblichen Sinne »durch Ersticken töten« (zum Beispiel wurde ein Hörsaal für Anatomie in einer Stadt Nordschottlands eine Zeitlang allgemein »Das Burke-Haus« genannt, weil man annahm, dass die Studienobjekte nach Burkescher Methode dorthin geliefert oder gar an Ort und Stelle fabriziert wurden) als auch in übertragener Bedeutung in Sätzen wie: »Seine Rede wurde geburkt«, das heißt von den ungeduldigen Zuhörern unterdrückt oder erstickt.

Hare, an dem der Edinburger Pöbel, falls er seiner habhaft geworden wäre, Lynchjustiz geübt hätte, lebte unter falschem Namen weiter; an welchen Orten, mag der Himmel wissen. Es ging die Sage, er wäre bei einem Anstreicher beschäftigt gewesen und von seinen Arbeitsgenossen, nachdem diese herausbekommen hatten, wer er war, mit Kalk begossen worden, wodurch er sein Augenlicht eingebüßt hätte. Vor mehr als zwanzig Jahren wurde mir ein alter, weißhaariger Mann, der am Gitter der Nationalgalerie auf dem Trafalgar Square zu betteln pflegte, als der Mörder Hare bezeichnet, was mir, da der Alte einen recht ehrwürdigen Eindruck machte, ziemlich unglaubwürdig erschien. - (quinc)

Nachleben (2) Die Aale lebend kaufen. »Nein, Kinder, sie sind eigentlich tot. Das sind die Nerven in jedem Stück. Deshalb toben sie. Und auch das Kopfstück will noch und saugt sich fest.« Die Kinder wissen nun, was sie essen. In Essig blau gemacht, in Mehl gewälzt, umlege ich die Abschnitte mit Blättern Salbei. Ein Nachbar hat gestern die Messer geschärft.

Der Strauch Salbei wurzelte früher in einem mittlerweile von Baggern getilgten Garten nahe der Störmündung, wo jetzt das Sperrwerk mit Schleusenkammern und großer Klappbrücke gebaut wird, den Fluß verändern und bei Springflut gegen die Elbe dichtmachen soll.

In heißes Ül legen wir Stück neben Stück und salzen leicht. Immer noch Nachleben. Deshalb krümmen sie sich in der Pfanne. Jetzt wurzelt der Strauch Salbei in unserem Garten. Unser Nachbar, der beim Umbetten half, war Hausschlach-ter und schlachtet heute noch montags, für den Metzger im Dorf: er düngte den Strauch mit Schweineblut und murmelte kreuzweis sein Küstenplatt.

Auf kleiner Flamme werden die Stücke in ihrem Salbei schön knusprig gebraten: ein Voressen, dem ein leichtes Gericht folgen mag. Hoffentlich überwintert der Strauch Salbei. Wer Ratschläge will: nicht dicke Speckaale, schlanke kaufen. Ein Kreuzschnitt gleich hinterm Kopf soll die Nerven blockieren. Wir ziehen die Haut nicht ab. Übrigens rate ich, beim Ausnehmen der Aale auf die Galle zu achten: verletzt läuft sie über, macht sie bitter, trübt sie uns ein, so daß wir nur noch wie der Prediger Hegge überall Sünde und Fäulnis vor- oder nachschmecken. - (but)

 

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