uslime
Die ovale, gepflasterte Fläche rund um die Kaaba war vollgedrängt
mit Männern, Frauen und Kindern, meistens in Gruppen, die einem Mutawwif folgten;
wobei einige würdevoll gingen und andere rannten, während andere zum Gebet zusammenstanden.
Welch ein spectaculum der Kontraste. Hier stolzierte eine Beduinenfrau in ihrer
langen schwarzen Robe, ähnlich einem Nonnenhabit. Ihr Gesicht verhüllte ein
mohnroter Schleier, dessen Sehschlitze zwei scharf aufblitzende Augen zeigten.
Dort eilte eine Inderin mit halbtatarischen, abscheulich anzusehenden Gesichtszügen
auf dünnen, in faltige Strümpfe gehüllten Beinen um den Tempel herum. Ab und
an umkreiste eine Leiche auf einem hölzernen, von vier
Trägern hochgehaltenen Schrägen den Schrein. Diese wurden von Zeit zu Zeit,
wie es die Sitte erfordert, durch andere Muslime abgelöst. Einige hellhäutige
Türken lungerten herum und sahen kaltherzig und abstoßend aus, wie es ihre Gewohnheit
ist. An einer Stelle stand ein flotter, sich am Anblick ergötzender Khitmugar
aus Kalkutta mit schief aufgesetztem Turban, die Arme in die Seiten gestemmt,
wie ›der edlen Herren edle Kammerherren‹ es zu tun pflegen. Und nicht weit von
ihm entfernt klammerte sich eine arme Kreatur mit hochgeworfenen Armen am Vorhang
fest und schluchzte, als ob ihr Herz bräche. - Sir Richard Francis Burton, nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
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