- Paul Valéry, Über Kunst. Frankfurt am Main 1959 (BS 53,
zuerst ca. 1935)
Muse (2) Mein Mann hörte in meinem Beisein zu schreiben auf, ich erschreckte
ihn, wenn ich vorzeitig heimkam, und so, wie er erlahmt war, wenn er mich im
Hof von Liben gesehen hatte, erlahmte er jetzt und schob seine Schreibutensilien
zur Seite, wenn er mich in Kersko durch die Birkenallee kommen sah ... Du wirst
es zu Ende schreiben, sagte ich barsch und winkte ab, morgen, wenn ich wieder
weg bin, du sollst eben nicht saufen, sondern schreiben,
wenn ich bei der Arbeit bin ... und wieder redete er nicht mehr mit mir, drehte
im Wald seine Runden und kam beschwipst nach Hause, und ich hatte das Gefühl,
ihm wenigstens in diesem Augenblick überlegen zu sein. Und er zahlte es mir
heim, kaum war ich eine Viertelstunde da, verschwand er im Wald, vagabundierte
sogar im Regen am Fluß entlang und durch die Wiesen und stattete seinen Kneipen
einen Besuch ab. - (
hra4
)
Musen (3)
Musen (4) Degas, vor dem nur wenige Dinge Gnade fanden, stimmten Kunstkritik und ästhetische Theorien nicht milder. Gern pflegte er zu sagen — und wiederholte es später bis zum Überdruß —, daß die Musen nie miteinander diskutieren. Sie arbeiten den ganzen Tag, streng getrennt. Finden sie sich am Abend, nach getaner Arbeit, wiederum zusammen, so tanzen sie: sie reden nicht.
Er war indessen selber ein großer Kampfbahn und schrecklicher Räsonierer,
den namentlich Probleme der Politik und des Zeichnens
in Harnisch brachten. Nie wich er um Haaresbreite, geriet rasch ins Schimpfen
und Schreien, warf mit den schärfsten Ausdrücken um sich, brach schroff ab.
Alcest hätte neben ihm wie ein gutmütiger Schwächling gewirkt. -
(deg)
|
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
|
|
|
![]() ![]() |
![]() ![]() |