urmeltier
Als ich, den Angelstecken hinter mir herschleifend, mit meinen Fischen
durch den Wald nach Hause ging und es schon ganz dunkel war, sah ich gerade
noch ein Murmeltier, das sich über meinen Pfad hinüberschlich; ich fühlte einen
eigentümlichen Schauer wilder Freude und die
Versuchung, es zu packen und roh zu verzehren; nicht, daß ich hungrig gewesen
wäre, es sei denn nach jener Wildheit, die es in sich verkörperte. Ein-oder
zweimal jedoch kam es, während ich im Walde lebte, vor, daß ich mich dabei ertappte,
wie ich gleich einem halbverhungerten Jagdhund den Wald durchstreifte, um nach
irgendeinem Wildbret zu suchen, das ich verschlingen könnte; da wäre mir nichts
zu wild gewesen. Die wildesten Szenen waren mir vertraut geworden. Ich fand
in mir damals und auch jetzt noch den Trieb nach einem höheren, oder wie man
es nennt, geistigen Leben, wie ihn die meisten Menschen haben, und einen ändern
nach einem primitiven und wilden Leben; ich achte sie beide. Das Urwüchsige
und Zufällige beim Fischen macht mir letzteres wert. Es behagt mir manchmal,
das Leben grob anzupacken und meine Zeit mehr so auf die Art zu verbringen,
wie es die Tiere tun. - Henry David Thoreau, Walden oder Leben in den Wäldern. Zürich
1979 (zuerst 1854)
Murmeltier (2)
Murmeltier (3)