Mund, schiefer  Ich hörte, daß eine Wagentür zugeschlagen wurde. Da stand der Mann mit dem grauen Hut und sah uns an. In dem Augenblick erst wurde mir klar, daß er eine Rolle in der Komödie spielte.

Er kam auf uns zu, in der Hand die Zeitung, die er zu lesen vorgegeben hatte. Woran ich mich am besten erinnere, ist die Gesichtsverzerrung, die ihm einen schiefen Mund machte und sein Gesicht mit Falten überzog, etwas verschob sich, veränderte sich immerzu, weil ihm die Lippen zitterten und der Krampf von einem Mundwinkel zum anderen lief, wie etwas Selbständiges und Lebendiges, unwillentlich. Doch alles übrige war unbeweglich, ein weiß gepuderter Clown oder ein blutleerer Mensch mit blasser, trockener Haut, die Augen tief in ihren Höhlen und die Nasenlöcher schwarz und sichtbar, schwärzer als die Augenbrauen oder das Haar oder die schwarze Krawatte. Er ging vorsichtig, so als verletze das Pflaster ihm die Füße; ich sah seine Lackschuhe, sie hatten so dünne Sohlen, daß er jede Unebenheit der Straße spüren mußte. Ich weiß nicht, warum ich mich von der Brüstung herabgelassen hatte, ich weiß wirklich nicht, warum ich entschlossen war, ihnen das Photo nicht zu geben, mich weigerte, dieser Aufforderung, in der ich Angst und Feigheit witterte, nachzukommen. Der Clown und die Frau berieten sich schweigend: wir bildeten ein vollkommenes, unerträgliches Dreieck, etwas, das mit einem Knall platzen mußte. Ich lachte ihnen ins Gesicht und ging weg.   - Julio  Cortázar, Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am Main 1998

Mund, schiefer (2)

 

Mund Schiefigkeit

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme
Schiefmäuligkeit