ülleimer   «Ich habe einfach zuviel von ihr erwartet», sagte er obenhin. «Gott, sie wollte nun mal beachtet werden. Wahrscheinlich wird sie ihr Leben lang flirten, egal mit wem sie zusammenlebt.»

«Kenne ich. Der ewige Teenager.» Bruno winkte ab. «Kann nicht mal so tun, als ob sie einem allein gehört.»

Guy blickte ihn an. Natürlich hatte Miriam das früher fertiggebracht.

Abrupt gab er den Plan auf, Bruno davon zu erzählen. Er schämte sich, daß er fast damit begonnen hätte. Es schien Bruno jetzt auch gleichgültig zu sein. Er saß zusammengesunken am Tisch und malte mit einem Streichholz in der Sauce auf seinem Teller herum. Sein Gesicht, mit den herabgezogenen Mundwinkeln, drückte Ekel aus.

«Solche Frauen», murmelte Bruno vor sich hin, «ziehen die Männer an wie ein Mülleimer die Schmeißfliegen.» - Patricia Highsmith, Alibi für zwei. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1950)

Mülleimer (2)  Sämtliche Weiber waren aus der Stadt verschwunden. - Es half mir nichts, daß ich mich von einer Zwangsvorstellung besessen fühlte, in meinem übermächtigen Kopf flammte es in jagenden Lettern, daß sie alle aus der Stadt verschwunden waren, sämtliche Weiber, und mit ihnen schien auch jeder Hauch von Weiblichkeit aus der Stadt entwichen. - Noch nicht genug, es kam mir vor, als seien selbst die weiblichen Wörter nicht mehr in Gebrauch, ich glaubte plötzlich zu bemerken, daß man in dieser Stadt eine Tonne als einen Kübel zu bezeichnen begonnen hatte. Wenn ich sie von weitem erblickte, die Mülltonnen, die in diesem Sommer in langen Reihen an den Rändern der Trottoire aufgestellt waren - und ohne daß Aussicht auf Änderung bestand, da die Müllabfuhr noch funktionsuntüchtiger als im Winter war -, glaubte ich stets zuerst, es handele sich um eine Serie von unförmigen Weibern, die sich dort aufhielten, matt irisierend in der bläulichen Straßenbeleuchtung, und ich näherte mich schnell. Ich erkannte, daß es lediglich die Mülltonnen waren, die ich allnächtlich sah, aus ihren klaffenden Öffnungen hing Gerumpel, das mir behaart vorkam, das von einem nicht auszumachenden Übel war. Ich ging so weit, eine der Tonnen heftig zu umarmen, sie vom Boden abzuheben, wie man es im ersten Feuer großer Wiedersehensfreude gelegentlich tut - in dieser Jahreszeit war das möglich, da die Behälter gewöhnlich nur faules Obst und zerknülltes Papier, vielleicht auch einige alte Kleider enthielten -, es bestätigte sich, daß ich einen kühlen, häßlichen Kübel umschlungen hielt, aus verschmiertem Metall, das mich abstieß, donnernd stellte ich ihn wieder auf das Pflaster und war von Fliegen umschwärmt, die in dem Unrat der Behältnisse ausgeruht hatten, die mich plötzlich für den besseren Platz zu halten schienen, aber empört flohen, wenn ich sie zu greifen versuchte.

Dennoch hielt ich mich lange und häufig in der Nähe dieser Tonnen auf; in einer solchen Stadt, meinte ich, ist es möglich, daß eine Frau gerade, der schaumgeborenen Aphrodite gleich, aus dem Innern eines derartigen Gefäßes auftaucht und ans Licht steigt.  - (hilb2)

Mülleimer (3)  Die Verfolger liefen auf Zehenspitzen und trugen die Mülltonne zwischen sich wie zwei abfallsammelnde Nachtgespenster. Davies vernahm von alldem nichts bis zu dem Augenblick, da die Tonne mit metallischem Dröhnen über seinen Kopf gestülpt wurde und er bis zu den Schultern und Armen in einem dunklen, stickigen, nach Curry stinkenden Gefängnis steckte. Seine Hände wedelten hilflos herum: Die Tonne paßte ihm wie angegossen.

Er drehte sich verwirrt und erschrocken um sich selbst, aber die Dunkelheit und der Gestank drehten sich mit. Der zweite Akt begann, als sie unter dem Gartenzaun zwei Axtstiele hervorzogen und die Mülltonne damit bearbeiteten. Davies hatte panische Angst wie noch nie in seinem Leben. Die Schläge prasselten und donnerten auf das Metall und schmetterten seinen Kopf hin und her, so daß er gegen die Seiten der Tonne prallte wie der Klöppel einer Riesenglocke. Nach dem ersten schnellen Paukenwirbel traten die Angreifer angesichts seiner Hilflosigkeit einen Schritt zurück und führten nun satte lange Schläge, die bei jedem Treffer eine tiefe Delle in der Tonne hinterließen. Auch seine Hände bearbeiteten sie und prügelten sie immer wieder gegen seinen Körper. Nur seine Beine sparten sich die Angreifer für später auf.

Davies vollführte Pirouetten wie ein Ballettänzer. Er nahm trotz allem noch wahr, daß seine Fußgelenke arbeiteten wie Zahnräder. Jeder der Männer schlug noch ein letztes Mal zu, dann faßten sie ihn von zwei Seiten und schleppten das hilflose Bündel zum Kanal hinunter. Der eine nahm seinen Axtstiel mit. Sie stellten Davies am Uferrand auf, und während einer ihn halbwegs aufrecht hielt, holte der andere mächtig aus und versetzte ihm von hinten einen gewaltigen Schlag gegen die Beine. Er taumelte nach vorn und fiel ins Wasser, das ihn gnädig empfing. Die zwei Männer verschwanden und sammelten unterwegs noch den anderen Axtstiel ein. Vielleicht würden sie ihn ja noch einmal brauchen.   - Leslie Thomas, Dangerous Davies, der letzte Detektiv. Kökn  1991  (zuerst 1976)

 

Müll

 

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