TA  Béberts Tante kehrte von ihren Einkäufen zurück, sie hatte schon ein Gläschen getrunken, und man muß auch noch bemerken, daß sie ein bißchen Äther schnupfte. Sie hatte sich das angewöhnt, als sie bei einem Arzt im Dienst gewesen war und die Weisheitszähne ihr solche Beschwerden gemacht hatten.

Jetzt hatte sie nur noch zwei Vorderzähne, aber sie versäumte nie, sie zu putzen. «Wenn man, wie ich, bei einem Arzt gewesen ist, dann weiß man, was Hygiene ist.» Sie stattete in der Nachbarschaft ärztliche Visiten ab, und man holte sie oft von weither, bis nach Bezons hinunter.

Es hätte mich interessiert zu erfahren, ob Béberts Tante jemals an irgendwas gedacht hat. Nein, sie hat nie etwas gedacht. Sie sprach riesig viel, dachte aber niemals nach. Wenn wir allein waren und niemand uns belauschen konnte, ging sie mich manchmal um medizinische Ratschläge an. Das war eigentlich sehr schmeichelhaft.

«Herr Doktor, ich muß mit Ihnen darüber sprechen, weil Sie doch ein Arzt sind, Bébert ist ein Schweinekerl... Er ‹wichst›! Ich hab' es schon vor zwei Monaten bemerkt und frag' mich nur, wer ihm solche Schweinereien beigebracht hat?... Ich hab' ihn doch gut erzogen! Ich hab' es ihm verboten... Aber er macht's immer wieder...»

«Sagen Sie ihm, daß man davon verrückt wird», riet ich der Tradition entsprechend.

Bébert, der uns zugehört hatte, war nicht einverstanden.

«Ich wichs' nicht, es ist nicht wahr, der kleine Gagat hat mir bloß vorgeschlagen...»

«Sehen Sie, das hab' ich mir gleich gedacht», sagte die Tante, «diese Gagats im fünften Stock, Sie kennen sie doch?... Das ist eine verlotterte Gesellschaft. Angeblich hat's der Großvater mit Tierbändigerinnen gehabt... Was sagen Sie dazu, mit Tierbändigerinnen? ... Sagen Sie, Herr Doktor, wenn Sie schon da sind, könnten Sie ihm nicht irgendwas auf schreiben, damit er nicht mehr wichst...?»

Ich folgte ihr in die Hausmeisterwohnung, um dem Knaben Bébert ein Medikament gegen die Unmoral zu verschreiben. - (reise)