otorradfahren »Ich mußte daran denken, wie wir einst nach Bad Podiebrad fuhren. Der Vater hatte sich einen langen Mantel gekauft. Es war Sommer, die ganze Familie in Schale, der Bruder und ich trugen Matrosenanzüge. Hinter Kovanice verfing sich Vaters neuer Mantel in dem hinteren Rädchen ...« »Im hinteren Kettenzahnrad, heißt es, Hrabal.« »Jawohl. Der Mantel verfilzte sich im Zahnkranz, riß den Vater nach hinten, zu mir, er versuchte noch, den Gashebel mit den Fingern zu erreichen, erwischte ihn aber nicht...«

»Sehr schön, Hrabal. Vergessen Sie die Fortsetzung nicht. Wir müssen jetzt nach rechts, Vorsicht ist geboten. Sitzen Sie nicht so verkrampft! In die Gerstengasse, gut. Hier ist es ruhig, erzählen Sie weiter.«

»Wir flogen über den Straßengraben und fanden uns in einem Kornfeld wieder. Der ganze Jammer kam daher, daß die Stoffe damals so gut und fest waren, heutzutage...«

»Still! Da vorne kommt die Kreuzung bei Ignatius, die ist gefährlich. Links das Krankenhaus. Achten Sie darauf, ob Sanitätswagen aus der Ausfahrt kommen. Schalten Sie lieber zurück, aber merken Sie sich fürs Alleinfahren: in der Prager Innenstadt ist es das vernünftigste, den dritten Gang zu halten. Jetzt die zwei Tankstellen. Augen auf, Hrabal - bei der Technik ist Vorsicht am Platze. Gleich biegen wir ab zur Moldau hinunter.«

»Der Vater lag auf mir, und wir fuhren immerfort im Kreis herum in dem Feld. Bis zum Hals stand uns das Korn.«

»Nein, Hrabal, noch nicht. Fahren Sie jetzt am Nationaltheater vorbei und dann gradeaus weiter über den Kreuzherrenplatz. Lassen Sie den Soldaten die Vorfahrt, dem Ton nach ist es ein Hundertelfer. Was hab ich gesagt? Es ist ein Hundertelfer. Und gleich Gas geben. Und wie ging es dann weiter in dem Korn?«

»Wir fuhren durchs Korn, der Vater lenkte die Laurin mit dem Schuh. Die Mutter war in Ohnmacht gesunken. Schließlich probierte mein Bruder alle Hebel durch, Sie wissen, wie viele es davon an der Lenkstange der Laurin gibt. Mein Vater schrie: Der ist es nicht, der auch nicht! Endlich drückte der Bruder auf den richtigen, die Maschine rollte mitten im Kornfeld aus. Wir kriegten den Vater jedoch nicht vom Rad, aus dem Zahnkranz. Glücklicherweise kamen Bauern vorbei, die schnitten mit der Sense den Vater von der Maschine runter. Er hat sich später aus dem Rest des Mantels so eine Bundjacke nähen lassen.« - Bohumil Hrabal, Die Bafler. Frankfurt am Main 1966 (es 180, zuerst 1964)

Motorradfahren (2)  Das knattert, wir starten mit Schwung, ich klammere mich an ihm fest.

— Schlingen Sie Ihre Arme unter den meinen durch. Ich habe zu großen Schiß, um nicht sofort zu gehorchen. Ich schlinge meine Arme um ihn und drücke meine Nase an seinem Leder platt. Wir flitzen dahin, es ist wunderbar. Man hüpft die ganze Zeit auf und ab, das löst ein angenehmes Gefühl am After aus, wellenförmig kribbelt's einem übers Rückgrat hoch bis zum Gehirn, wo es in originellen und phantastischen Ideen explodiert.   - (sally)

Motorradfahren (3)  Sie schaltete die Glotze ein und warf einen Blick ins Programm. In ein paar Minuten kam eine Wiederholung der uralten, nach wie vor beliebten Motorradbullen-Serie «CHiPs». Sie spürte die Beschleunigung ihres Pulsschlags und eine erwartungsvolle Feuchtigkeit. Sollten die Gußeisen-Feministinnen toben - Frenesi wußte, daß es draußen in der Welt Frauen gab, die, wie sie selbst, verrückt nach Männern in Uniform waren, Frauen, die sich, wenn sie auf dem Freeway unterwegs waren, wilden Phantasien um Streifenpolizisten auf Motorrädern hingaben und sogar, wie sie es jetzt vorhatte, zu Wiederholungen von Ponchs und Jons Abenteuern in der Glotze masturbierten - na und?  - Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015
 
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