Morgentraum   Wir erwachten zur gleichen Zeit — unsere Blicke, schlafeszahm u frohgemut, trafen=zusammen, entdeckten ein=ander.— Ich stupste gegen Sophias Hüfte -: ?:- :!: -Gestatten, mein Name ist Stife, Sir Stife. - Aus dem Schlaf zurückkehrend sogleich Die Frau: —Ange=nehm. Sehr steif. — Sagte sie, durchtrieben lächelnd, und griff zu. —Vom Geschlecht Derer von Primola, nehme ich an, Earl of Morning Wood. — Und, beidsam wach, sprachen wir ein=ander zungenfertig an.

 Danach, durch die Fenster Morgenschimmern aus Regen grau&-weiß, blieb ich-wach neben Sophia liegen. Wahrend sie, rasch u tief u mit jener Selbstverständlichkeit wieder entschlummerte, wie das nur Frauen=vermögen. —

Frühsonntägliches Stundengeriesel aus grauem Regen, der prillt an die Fensterscheiben, gläsernes Klopfen -.- Plötzlich war Sophias Schlaf zuende, sie starrte mich an, aus Traumesfernen Schrecken in ihrem Gesicht -. Ein Traumbild, noch in ihr Erwachen hinübergreifend, hielt Sophia in-Bann; sie kam Davon nicht los. So blieben wir liegen.

-Deine Erstenacht bei=mir in meiner Wohnung - meiner Höhle = meinem Versteck. - Sagte ich und wandte mich zu ihr. -?Was wars, das du geträumt hast in Diesernacht. -

Der Traum u der Regen, rauschend in den Bäumen u die Fensterscheiben hinab, unentwegte Fluten Grau. Das gab ihr jenes angespannte Selbstmitleid, das immer erzählen läßt. Als hätt der Regen die hüllenden Schichten Zeit wie lockeres Erdreich davongespült, bedurfte es nur dieser winzigen Frage — und schon lag ihre Traum-Geschichte frei.

-Obwohl ich niemals Dort gewesen bin, wußte ich: !Das ist der Hof deines Vaters im Wendland. Die Sommersonne am späten Nachmittag lohte ein gelbrotes Licht, die Ziegel+lehmwände leuchtend, sie verströmten die Wärme aus vergangenen Stunden. Keinmensch, Keintier - Stille nur + ruhiges, farbensattes Licht. Ich spürte mich nicht selber laufen; ich glitt mit den Füßen über die Kopfsteine zur Hofeinfahrt hinweg - schwebte langsam um eine Hausecke in das Gehöft hinein. Dort, zur Diagonale über eine Ziegelmauer, ein dreieckiger Schattenbezirk mit messerscharfer Abgrenzung (vielleicht vom Dachfirst des Wohnhauses hierher an die Mauer geworfen) ließ mit sinkender Stunde mehr + mehr das Rot der Ziegelmauer erdunkeln. - Und weiter schwebte ich in das An-Wesen hinein. — Inmitten des Hofes eine rechteckige Öffnung aufgeworfen, unter die hart—getretene braune Erde führten einige Treppenstufen-tief ins Dämmer. Ohne anzuhalten glitt ich auch dort-hinab - + fand mich am Boden der Grube schließlich in einem bereits über mir geschlossenen Sarkofag, in dessen hölzerne Bedeckung, direkt über meinen Augen, 1 verglastes Sichtfenster eingelassen war. Ich schaute hindurch + blickte durch die viereckige Grubenoffnung direkt zum Himmel auf. Keine Wolke trübte das Abendlicht - weithin spannte sich das goldene Blau -, 1 winziger Vogel huschte über die leuchtende Fläche - 1 kleine schwarze Spur —. Und spürte weder Beklemmung noch Furcht, nur wie in einem anhaltenden Orchesterton tiefe, mein gesamtes Wesen durchströmende Trauer: der Sonnenschein - das warrne gelbrote Licht auf der Ziegelwand - der windsige Vogel -, + von alledem heißt es Abschiednehmen, der Letzte Blick. Denn schon wurde vom Grubenrand schaufelweise Erde herabgeworfen, dicke schwere Batzen verschlossen alsbald aus dem Fenster im Sarkofag die Sicht zum Himmel=hinauf.   - (jir)

 

Morgen Traum

 

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